Spinnkrimi - oder: Wie ich beinahe meinen halben Schal ermordete



Nein, der ist noch lange nicht fertig. Und eigentlich müsste er nicht Papillon, sondern "Vierhornschal" heißen, weil ich mich mal wieder als ausgewachsenes Schaf erwiesen habe.
Die Vorlage stammt aus "Victorian Lace Today" und heißt "Diamond center pattern". Nach einigen Maschenproben habe ich meinen Schal mit etwas mehr Mustersätzen in der Breite angelegt. Er ist ca. 55 cm breit; ich stricke auf der Maschine Brother KH 820 mit Maschenweite 10. Das Muster hätte man auch gut mit Lochkarte stricken können (wenn ich wüsste, wie man eine Karte zum Lochmusterstricken erstellt), aber den Lochmusterschlitten wollte ich dem zarten Garn nicht zumuten. Ich bin dankbar genug, wenn auf der Maschine nichts reißt, da der Faden durch Gewichte etc. immer unter Spannung steht.
Nun hatte ich die erste Hälfte meines Garns verstrickt, ca. 100 Gramm, das Ergebnis von der Maschine genommen und aufgenadelt - ein Meter lang war es schon. Prima. Ich machte mich wieder hinters Spinnrad und verspann an zwei Abenden den zweiten Kammzug. (Früher brauchte ich dafür viel länger - aber mit dem langen Einzug und dem neuen Minstrel habe ich das Tempo erheblich steigern können.)
Als ich das Garn haspelte oder vielmehr auf mein Backbrett wickelte, hätte ich vor Frust und Ärger fast in den Tisch gebissen. Auf 390 Meter Lauflänge kam ich - kein Vergleich mit dem bisher Gesponnenen, das auf 500 Meter kam. Komisch, dass der Faden trotzdem genauso aussah wie der aus der ersten Partie ...
Gott sei Dank hatte ich an dem betreffenden Abend (letzten Samstag) Lesung mit meiner Literaturwerkstatt und kam nicht zum Nachdenken. Sonst hätte ich vor lauter Ärger am Ende irreparablen Schaden angerichtet. Immerhin hatte ich mich am Sonntag soweit beruhigt, dass ich das Garn auf die Maschine nahm. Es war tatsächlich kein Unterschied zu sehen ... warum nur?
Zwischendurch begann ich, einen Rest lila Kammzug für die Randborte zu spinnen. Und während ich da so an der behaglich schnurrenden Zerlina saß, ging mir ein ganzer Kronleuchter auf. Ich Riesenross hatte zur Ermittlung der Lauflänge ganz naiv die Anzahl der Wicklungen um mein Backbrett gezählt. Aber das Backbrett misst ja rundherum nicht einen Meter, sondern 130 cm. Mit meinen 390 Wicklungen kam ich genau auf 507 Meter - exactement die gleiche Lauflänge wie in der ersten Partie.

Spinnen kann ich also halbwegs. Aber denken offenbar nicht. Und ich schlug mir derart vor die Stirn, dass ich vier Hörner davontrug und locker als Jakobschaf durchgehe.
Und für die Lesung am Samstagabend danke ich dem Schicksal extra. Denn wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich am Ende vor lauter Frust die erste Schalhälfte von der Maschine gerissen und geribbelt.
Ich stricke jetzt flott weiter. Am schönsten wäre es, wenn ich dieses Wochenende mit dem Korpus des Schals fertig würde. Dann könnte ich über die Feiertage gemütlich die Randborte anstricken. Da die Randborte aus Krausreihen besteht, stricke ich sie von Hand.

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