Montag, 21. Mai 2018

An alle, die mitlesen ....

twoday stellt zum 31. Mai seine Dienste ein. Das habe ich erst gestern zufällig gesehen.
Damit schließt das Hinterzimmer endgültig.

Ich werde keinen neuen öffentlich lesbaren Blog mehr eröffnen, weil ich nach wie vor keine Lust habe, ein komplettes Impressum anzugeben. Vielleicht ändert sich das irgendwann, aber vorläufig ist das für mich das Ende des Bloggens - aller drei Blogseiten. (Ich habe noch einen vierten, passwortgeschützten Blog bei Wordpress, den ich behalte.)

Es war eine schöne Zeit, die nun zu Ende geht. Auf Wiedersehen und danke an alle Besucher und Mitschreiber.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

Zum Ausklang ...

Nein, ich habe immer noch nicht vor, das Blöglein zuzumachen, obwohl es angesichts meiner Schreibfaulheit nur konsequent wäre. Es sollte mehr werden, stattdessen wurde es weniger. Vielleicht wird es im nächsten Jahr besser. Wie auch immer, zum Ausklang des Jahres hier ein krasses Retro-Projekt.

Meine große Tochter, die in einer Altbauwohnung mit hohen Zimmerdecken und entsprechend großen Fenstern haust, sucht angeblich seit Wochen nach einer schönen Blumenampel. Der Deckenhaken ist da (noch vom Vormieter), die Pflanzen wären auch da, aber eine schöne Hängevorrichtung war nicht zu finden. Da habe ich mich an eine Fummelei erinnert, die ich in den Siebzigern mit Begeisterung betrieben habe, nämlich Makramee. Ich habe sogar noch zwei Vorlagenbüchlein, die Blumenampeln enthalten. Die richtige Vorlage war schnell ausgesucht. Schwieriger war der Einkauf des Materials. Makramee ist out, und zwar mega-out. Die passenden stark gezwirnten dicken Baumwoll- und Hanfgarne, die man in den Siebzigern in jedem Handarbeits- und Bastelladen kaufen konnte, habe ich nicht gefunden. Stattdessen hat man mir Topflappengarn verkauft. Das Garn hat zwar die richtige Stärke, ist aber eigentlich für Makramee viel zu weich. Trotzdem habe ich mich in die Arbeit gestürzt.

Makrameearbeiten bestehen meistens aus Weberknoten und Doppelschlägen sowie unzähligen Variationen dieser Knoten. Vermutlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Knoten, aber das sind die wichtigsten. Im Prinzip habe ich die beiden Knoten immer wieder benutzt (und sei es auch nur, um eine Wäscheleine an einen Baum zu knoten), trotzdem musste ich mich gründlich in das Vorlagenbüchlein vertiefen und die Arbeitsgänge studieren. Nachdem ich den Aufhängestab - ein Ästchen von unserem Korkzieherhasel - provisorisch aufgehängt und die Schnüre angeknotet hatte, gab es erstmal einen Knoten im Hirn.



Das sind die ersten beiden von insgesamt vier Musterteilen, und da war das Schlimmste auch schon geschafft. Vielleicht hat die eine oder andere meiner Leserinnen (falls es solche gibt) schon mal Freundschaftsbändchen geknüpft. Ich habe das Knüpfen von Freundschaftsbändchen in einem Urlaub in den Achtzigern gelernt, als ich mit dem "richtigen" Makramee schon lange nichts mehr im Sinn hatte; eine Schülerin, die ich im Urlaub kennen lernte, hat es mir gezeigt. Freundschaftsbändchen machen ist eigentlich Makramee im Kleinformat, oder, wie man das auch nennt, "Mikro-Makramee" (schönes Wort!). Die links- und rechtsgerichteten Doppelschläge habe ich damals im Schlaf beherrscht, und nach kurzem Üben war de Routine auch schnell wieder da. Die Blumenampel ist inzwischen fertig. Leider habe ich kein schönes Foto, das Wintergrau wirft seine Schatten ins Haus.



Ich bin gespannt, was die Empfängerin dazu sagt. Nach wie vor ist Makramee dieser Art nichts mehr für mich selbst; zu unserem klassischen Einrichtungsstil passen solche Dekos nicht. Aber das Mikro-Makramee hat mich gepackt. Wer mag, gibt mal bei Pinterest "macrame jewelry" ein, da gingen mir die Augen über. Wenn ich die Zeit und Muße habe, vertiefe ich mich noch ein wenig mehr ins Knotenwerk.

Dienstag, 30. Mai 2017

Nicht ganz nach Vorschrift ...

Irgendwann - ich glaube, das war noch, als ich in Gießen wohnte, also vor 1990 - kaufte ich mir mal ein Quantum gesprenkelte Baumwolle in der Grundfarbe Hellgrün zur Stricken eines ärmellosen Sommertops. Es ging ziemlich daneben. Das Sommertop habe ich zwar getragen, aber nur so ein oder zwei Jahre, dann gefiel es mir nicht mehr und wurde weggelegt. Erstens war die Baumwolle für das gestrickte Muster (Zopfmuster) nicht geeignet. Zweitens strickte ich überdies mit zu großen Nadeln. Alles prima ausgeleiert. Drittens ist der Einsatzbereich eines ärmellosen Sommertops aus Baumwolle für Nadelstärke 4 ohnehin begrenzt.

Da das Garn nach wie vor schön ist - und ich hatte sogar noch etliche Restknäuel liegen -, beschloss ich, einen neuen Versuch zu machen. Diesmal wählte ich einen Sommerpulli aus dem "Knitter Deutschland", Ausgabe 25/2016, von Jo Allport. Die Vorlage sieht eine gerade Form vor mit geschwungenem Saum, hinten länger als vorne, und angeschnittene kurze Ärmelchen.

Dass ich die Ärmelchen ändern muss, war von vornherein klar - wenn mir etwas definitiv nicht steht, ist es diese Ärmelform. Aber auch der Saum machte mir etwas Kopfzerbrechen. Laut Anleitung soll man mit 8 Maschen Anschlag starten und in jeder Reihe beidseitig ein paar Maschen dazu anschlagen, bis die Runde geschlossen werden kann. Dann wird der Rumpf hochgestrickt und nach Fertigstellung soll man aus dem unteren Rand wieder Maschen aufnehmen und eine breite Borte mit großen Löchern anstricken.

Ich habe es versucht, aber es ging überhaupt nicht. Der in jeder Reihe erweiterte Maschenanschlag sah scheußlich aus. Vielleicht wäre beim Herausstricken der Maschen für die Borte einiges glattgebügelt worden, aber darauf wollte ich mich nicht verlassen. Zumal ich den Mehrwert dieser Konstruktion überhaupt nicht erkennen kann.

Ich habe alle Maschen für die Borte angeschlagen, 15 cm in Reihen gestrickt, zur Runde geschlossen und dann mit verlängerten Reihen den geschwungenen Saum gearbeitet. Das sah einfach unvergleichlich viel besser aus. Beim Stricken merkte ich nach und nach, dass ich zuviel Weite vorgesehen hatte, aber da ich ohnehin eine etwas längere A-Form plante, nahm ich einfach ein paar Maschen ab: vorne und hinten jeweils 5 Maschen von der markierten "Seitennaht" entfernt jeweils vier Maschen, und zwar in Abständen von sechs Runden. Danach hatte ich meine komfortable Lieblingsweite von insgesamt 108 cm erreicht.


Design Jo Allport

Das Teil sieht merkwürdig aus an der Puppe; obwohl meine "Brienne" eine bessere Figur hat als ich, finde ich den Pulli an mir schöner. Sogar Schwiegermutter, die sonst der Meinung ist, ich solle mir meine Oberbekleidung für fünf Euro bei Kik kaufen und die ersparte Zeit in Haus- und Gartenarbeit investieren, hat den Pulli gelobt. Leider habe ich (noch) kein Tragefoto.

Der Pulli heißt bei Ravelry übrigens "Agathe" nach einem Roman von Gabriele Reuter (1859 - 1941), der mich sehr bewegt hat. Es geht darin um das Schicksal eines bürgerlichen Mädchens "aus guter Familie" (dies ist der Titel des Romans), das das Pech hat, keinen Mann zu finden. Agathe ist weder hässlich noch doof - es ergibt sich nur einfach nicht. Mit 30 ist sie praktisch eine alte Jungfer, doch noch immer eingebunden in ein System, das sie als "Mädchen" ansieht, also als unmündig. Agathe kann noch als Erwachsene weder ihren persönlichen Umgang noch ihre Lektüre selbst wählen. Ihr Vater schließt sogar Heckels Naturgeschichte vor ihr weg - sie soll lieber Blumen pressen, das wäre doch passender für das Töchterchen ... Man kann den Roman umsonst beim Projekt Gutenberg runterladen, ich lege hier gleich mal einen Link zu der Autorin: Gabriele Reuter.


Und nun zu einem Vierbeiner ...

.. einem ebenfalls nicht ganz vorschriftsmäßigen Viech.


Design: Simone Wohlert

Dies ist mein Alpaca mit Namen Ché Pelirrojo y Morales y Guevara Apu Llioma sin Nombre. Der Name ist von meinen Facebook-Freunden zusammengewürfelt - ich habe Che Guevara und Evo Morales als Vorschläge in die Runde geworfen, alles andere wurde sozusagen plebiszitär zusammengetragen.

Ich musste in mehrfacher Hinsicht von der schönen Vorlage von Simone Wohlert abweichen. Zunächst schien mir der Plan für den Rumpf recht unpraktisch: man sollte eine Röhre stricken, dann unten an die Röhre ein kreisförmiges Läppchen, das rundherum als Popo angenäht werden soll, und dann noch vom unteren Rand des Rumpfs nach oben ein weiteres wuscheliges Teil, das als Bauchfell vorne angebracht wird. Ich habe das alles in einem Aufwasch gemacht, ohne Naht. Dabei strickte ich vom unten geschlossenen Rumpf aus nach oben zum Kopf hin, musste also schon während des Strickens Füllung eingeben. An der Kopfform hatte ich nichts zu ändern; die Ohren waren dann allerdings bei weitem zu groß - hätte ich die wie vorgesehen gestrickt, hätte ich einen Schlappohr-Esel gehabt anstatt eines Alpacas. Sie sind gerade mal halb so groß. Und auch die Beinchen sind erheblich kürzer. Einen Schwanz habe ich ihm auch nicht gestrickt. Statt dessen gibt es eine gehäkelte Zugschnur, die vom Nacken bis hinunter zum Popo reicht. Damit kann der Hals aufgerichtet oder entspannt werden.



Sollte ich das Alpaca noch einmal stricken - was durchaus passieren könnte, ich habe noch jede Menge Flauschwolle liegen -, werde ich den ganze Rumpf aus "haariger" Wolle stricken und das Bauchstück weglassen. Auch die Schnauze könnte schmäler ausfallen und die Ohren sind noch nicht so ganz wirklichkeitsgetreu. Aber Ché Pelirrojo ist schon mit uns im Wohnmobil nach Italien gefahren und hat sich vorbildlich benommen. Als Prototyp ist er tauglich.

Donnerstag, 4. Mai 2017

Uralte Vorlagen

Hatte ich nicht beschlossen, öfter zu bloggen? Leider wird daraus bislang nicht viel. Ich blogge nur länger. Dieses hier wird wieder ein langer Eintrag.

Ich war über Ostern zwei Wochen auf Gran Canaria. Es ist nicht die schönste der Kanareninseln, jedenfalls meiner Meinung nach (La Palma und vor allem La Gomera sind schöner), aber wir haben ein paar wunderbare Wanderungen machen können und vor allem ist das Meer dort, wo wir wohnten, in Maspalomas, richtig schön frisch und angenehm. Kleine Ferienanekdote: Nun gehöre ich (denke ich jedenfalls) nicht zu den Leuten, die in jedem Urlaubsort zwanghaft irgendwelchen Talmi kaufen müssen, aber wenn ich schöne Sachen ausliegen sehe, riskiere ich schon mal einen Blick. In diesem Fall waren es die Souvenirbuden im Landesinneren (Nähe Tejeda), die mein Interesse weckten; ich sah dort schon von weitem bunte Wollsachen hängen. Ich ging also hin, um mir näher anzusehen, was es dort gab. Das hätte ich besser bleiben lassen. Um es kurz zu machen, ich wurde sofort angesprochen, lehnte die quietschbunt gewebten Jacken ab (mit Verweis auf mein reifes Alter) und wurde in den Hintergrund der Bude bugsiert, wo ich eine Zopfmusterjacke aus reiner Wolle (!) mit sauber eingenähtem Reißverschluss (!) für 4 Euro (!!!) angeboten bekam. Ich habe keine andere Erwiderung gefunden als einen empörten Aufschrei. Was der Inhaber der Bude wohl so deutete, dass mir vier Euro zu teuer sei; er erklärte mir wortreich, dass das original grancanarische Muster seien und seine Familie hätte das Teil gestrickt. Mir fehlten einfach die Worte. Ich bin davongerannt. Später habe ich ergoogelt, dass die Stricksachen, die auf Gran Canaria angeboten werden, zum Großteil aus Marokko stammen.

Aber ich habe selbst gestrickt auf Gran Canaria. Ich habe mir eine Tunika aus Bambusgarn gestrickt. Die Vorlage stammt aus einem Stricktrends-Heft von 2006. Aus dieser Zeit besitze ich zwei Stricktrends-Sommerhefte, in denen eine solche Fülle schöner Vorlagen drin ist, dass ich danach praktisch kein Sommerheft mehr gebraucht hätte.

Diese Tunika vereint zwei Vorlagen. Das Muster stammt von einem Shirt, der Schnitt (und das Muster der Ärmel) von einer Seidentunika.



Das Bambusgarn ist recht schwer und hängt sich mächtig aus, daher der Zipfeleffekt an den Seiten (im Schnitt sind das einfach gerade Teile). Ich trage zur Zeit, wenn es warm ist, sehr gern diese knielangen Kleider mit Spaghettiträgern und habe davon zwei in diesem hellen Zimtton. Dazu passt die Tunika sehr gut.

Nachdem ich dieses Teil fertig gestrickt hatte, ging es sofort mit diesem weiter:



Inzwischen habe ich (vor allem aus mehreren Tauschaktionen) einen Vorrat an dem schönen Leinengarn von LitYarn angesammelt und war gespannt, wie sich dieses Garn strickt. Es hat Lacestärke und ich habe Nadeln Nr. 3,5 genommen, was ein sehr lockeres Gestrick ergibt. Das wärmt natürlich nicht und ist auch nicht blickdicht, es ergibt eher so eine Art Überwurf für heißes Wetter. Mein erstes Stück aus diesem Leinengarn ist also dieses Top; das Muster habe ich ebenfalls aus dem oben genannten Stricktrends-Heft entnommen. Dort sind eigentlich lange Ärmel vorgesehen, aber die habe ich weggelassen. Das Top hab 160 Gramm verbraucht, in der gleichen Farbe sind noch 260 Gramm übrig. Ich werde vielleicht noch ein passendes Bolerojäckchen dazu stricken. Das Garn ist natürlich völlig unelastisch, zwar farblich sehr schön und auch gut verstrickbar, aber als Kleidung wirklich eher Zierde als funktional. Für extreme Temperaturen halt (ich erinnere mich noch gut, wie mir in Katalonien der Schweiß an den Innenseiten der Oberschenkel runterlief, wenn ich im Rock ging).

Nun nur noch eine Kleinigkeit. Ich habe meinen Kleiderschrank aufgeräumt, jawohl. Ich habe acht Teile aussortiert. Von diesen acht Teilen habe ich danach sechs wieder einsortiert. Zunächst mal war ich sehr erstaunt, wie viele Sachen mir passen, obwohl ich sie seit mindestens fünf Jahren als "nicht mehr passend" an die Seite geschoben habe. Habe ich abgenommen, ohne es zu merken? Anscheinend ja - ich wiege mich nie. Wäre ja fein. Unter den Sachen, die ich seit fünf Jahren und länger nicht mehr getragen habe, war jedenfalls diese selbst genähte Hose:



Sie ist ziemlich weit, ähnlich wie eine Jeans geschnitten (allerdings ohne Hüftsattel, mit zwei Abnähern hinten) und aus einem schweren, samtartigen, aber elastischen Stoff. Ich kann mich kaum erinnern, wann ich diese Hose genäht habe; jedenfalls habe ich zeitgleich noch eine andere Hose gearbeitet aus hell gemustertem Kordsamt, und diese letztere habe ich bei der Erstkommunion meiner jüngeren Tochter getragen. Das müsste 2001 oder 2002 gewesen sein. So alt ist diese Hose also ungefähr. Sie passt nach wie vor gut; zwischendurch hat sie mal nicht mehr gepasst, aber jetzt halt wieder (im Moment sitzt sie sogar ziemlich locker). Nur dieses wilde Muster, oje! Rot geht nicht dazu (es sei denn das genau gleiche Rot, aber das wäre klar zuviel Rot), Blau oder Lila überhaupt nicht und an Grün höchstens ein dunkles Oliv, was ich nie trage. Damals habe ich mir wohl vorgestellt, die Hose mit schwarzen Oberteilen zu kombinieren, aber die Anzahl meiner schwarzen Oberteile hält sich derzeit in engen Grenzen - ich habe eigentlich nur eine schwarze Tunika mit Stickerei, die Stickerei ist vorwiegend blau, das passt also schon mal nicht; und ansonsten Beerdigungsklamotten, die ich normal nie trage. Ich bin zu alt, um mich freiwillig schwarz zu kleiden. Die einzige Lösung, die Hose noch tragbar zu machen, war eine Überfärbung.



Schon klar, das ist noch mehr Schwarz als zuvor. Aber es passt jetzt zu Rot, Blau, Pink und allem anderen, was ich so im Schrank habe. Das Muster ist noch schwach erkennbar; insgesamt wirkt die Hose eher schwarzbraun als richtig schwarz, aber ich bin jedenfalls zufrieden mit dem Effekt. Die Farbe ist übrigens vom Simplicol, gefärbt habe ich der Waschmaschine und zwar unmittelbar bevor ich eine Ladung ohnehin schwarzer Klamotten zu waschen hatte (Herr Schmollfisch trägt nur schwarze Jeans) - das erspart die Reinigung der Maschine. Das Teil ist wieder tragbar. Ich kaufe nur noch sehr wenig Kleidung und halte nichts davon, gut erhaltene Sachen wegzuschmeißen.

Demnächst mehr. Ich brenne zur Zeit auf halber Flamme wegen einer zahnärztlichen Op, an die sich eine scheußliche Nebenhöhleninfektion angeschlossen hat; ich habe mich sogar gestern mit Fieber ins Bett legen müssen, was mir seit Jahren nicht passiert ist. Aber jetzt fühlt es sich an, als ginge es wieder bergauf.

Sonntag, 26. März 2017

Tausendmal probiert ...

Manchmal kaufe ich im Überschwang des Augenblicks Wolle, ohne richtig nachgedacht zu haben, ob ich damit überhaupt was anfangen kann - damit meine ich nicht Wolle in (für mich) ungewöhnlichen Farben oder Stärken, sondern einfach Wolle, die keine Strickerin braucht. Über meine in Chinchero, Peru abgegriffene Alpaca schrieb ich schon hier und ein zweites Mal (mit schon ziemlich verzweifeltem Unterton) hier. Die Wolle war zum Weben bestimmt, total überdrallt und schlicht nicht strickbar. Zwei Durchläufe auf dem Spinnrad nahmen den schlimmsten Drall heraus, aber das Garn ist immer noch sehr ungleichmäßig, mal komplett entdrallt und entsprechend locker und fluffig, mal stramm gedreht und so fest wie Bindfaden. Ich habe es trotzdem verstrickt. Hurra! Ich habe es verstrickt!

Als Mustervorlage habe ich einen Pulli aus einen Nicole-Heft von 1985 genommen, den ich ungefähr zu dieser Zeit schon mal in Schwarz und Rot nachgestrickt habe, in der damals üblichen viereckigen Sackform. Ich habe ihn sehr oft und lange getragen; warum er jetzt nicht mehr da ist, weiß ich nicht, velleicht Mottenbefall? Normalerweise hebe ich meine handgestrickten Pullis auf, auch wenn ich sie nicht mehr trage. Wie auch immer, die Neuauflage hat zunächst ganz gut funktioniert und das war die fertige Weste:



Das zweifarbige Rippenbündchen unten habe ich nachträglich angestrickt, weil ich zu Beginn der Strickarbeit für den Saum noch keinen Plan hatte. Es sieht ganz nett aus, aber die Abkettreihe war einen Tacken zu stramm (auch wenn es auf dem Bild nicht so wirkt). Versuche mit elastischem Abketten sowie Abketten mit doppeltem Faden brachten keine Verbesserung. Ich habe die Weste ein paar Tage getragen und mir dann überlegt, dass das Bündchen weg muss.

Wie man auf dem Foto sehen kann, hat das dynamische Muster ein starkes Eigenleben und zipfelt in verschiedene Richtungen. Ich habe die Weste also erstmal gründlich ausgespült und zum Trocknen ausgelegt. Dabei fiel mir auf, dass sich die Seiten - wohl musterbedingt - stark nach unten ziehen ließen, und ich kam auf die Idee, seitliche Zipfel anzustricken. Das ergibt einen welligen Rand und ich habe automatisch genügend Bewegungsweite.

Also erstmal das Bündchen weg, alle Maschen unten wieder aufgenommen und dann wie geplant Zipfel angestrickt. Abgekettet habe ich dann ganz normal nach zwei Krausrippen als Abschluss.



Meine "Brienne von Tarth" ist etwas schlanker als ich, vor allem habe ich mehr Oberweite - leider hat auch mich das Schicksal vieler Frauen in der Wechselzeit erwischt, die Oberweite macht locker eine Größe mehr aus als die Hüftweite. An mir selbst sitzt die Weste samt dem darunterliegenden Kleid obenrum besser als an der Puppe. Das Kleid endet übrigens vorne etwas über und hinten etwas unter dem Knie - das nur zur besseren Vorstellung.

Die Weste ist superwarm und ganz angenehm zu tragen, aber in Zukunft werde ich doch etwas besser hinsehen, ehe ich solche Souvenir-Wolle kaufe. Die Wolle stand gar nicht zum Verkauf; es gab nur fertige Webarbeiten in dem Laden und ich habe die Angestellten überredet, mir die beiden Knäuel zu überlassen. Das hätte ich wohl besser bleiben lassen sollen. Aber so ist doch noch etwas Nettes draus geworden.

Samstag, 11. März 2017

Mützen in Serie

Ich habe jahrelang Mützen abgelehnt, weil ich so kurze Haare hatte, dass jede Mütze aussah wie ein Chemocap. Erst seit meine Frisur so lang geworden ist, dass wenigstens ein paar Strähnen aus der Mütze herausschauen, habe ich Geschmack am Mützenstricken gefunden. Mir stehen eigentlich nur die Tellermützen, die man auch Tam, Beret oder Baskenmütze nennt. Davon habe ich nun eine ganze Reihe gestrickt, immer in der Tellermützenform, obwohl von all den Mützen eigentlich keine einzige für mich selbst bestimmt ist. Na gut, außer einer einzigen. Die zeige ich gleich vorab:



Das Garn für diese Mütze wurde ausschließlich mit der Handspindel gesponnen, und zwar zum Großteil im Urlaub. Ich benutze die Handspindel kaum noch, eigentlich nur, wenn wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Trotzdem kommt im Lauf der Zeit einiges zusammen. Ich habe sogar noch eine Menge von dem Herzchengarn übrig. Die Herzchen sind kleine Holzperlen und gleich auf der Spindel ins Garn eingefügt.
Für diese Mütze gibt es keine Anleitung, ich habe - wie mein früherer Chef zu sagen pflegte - "aus der kalten Lameng" gestrickt.

Die folgenden Mützen dagegen sind nach Anleitung entstanden, und zwar alle nach Designs von Susan Anderson-Freed. Von ihren Handschuhmustern habe ich ja schon viele mit Begeisterung umgesetzt. Nun sind also die Mützen an der Reihe, und es gibt bestimmt noch mehr.



Die Sternchenmütze hat bei Anderson-Freed den Namen "seven point star tam", endet also in einem siebenzackigen Stern. Diese Mütze ist für ein Tauschpaket bestimmt. Ich muss schon sagen, als ich sie selbst aufprobierte, war ich begeistert. Die leuchtenden Farben lassen das ganze Gesicht strahlen.

Auch fürs Tauschpaket ist diese Mütze:



Das Design heißt "six point snowflake medaillon" und zeigt folglich einen sechszackigen Stern. Wie bei allen Mützen von Anderson-Freed wird der Eindruck im wesentlichen durch die Farbwahl bestimmt; vor allem durch die Entscheidung, an welchen Stellen man die Farben wechselt. Bei Ravelry sind Projektseiten zu sehen, von denen man nicht glauben würde, dass sie die gleiche Mütze zeigen, obwohl nur die Farben unterschiedlich sind.

Diese Mütze ist eine Auftragsarbeit:



Das Design heißt "nine-point allover", also ein neunzackiger Stern. Die Mütze ist für eine Freundin, die gern Grautöne und Orange verarbeitet haben wollte. Ich war ein wenig im Zweifel, ob das fertige Stück zu ihr passt, denn das Orange ist doch sehr dominant und meine Freundin hat naturrote Haare. Sie hat mir allerdings geschrieben, dass zu ihren Haaren eigentlich alles passt außer Rosa und Helllila.
Nun gut, die Mütze ist inzwischen bei ihr eingetroffen und sie war begeistert. Anscheinend passt es also doch.

Die letzte Auftragsmütze ist diese:



Für die liebe "Teerose" Martina, die mich schon so oft mit Tauschgeschäften erfreut hat. Ich habe wunderschöne orangefarbene Wolle bekommen, Maschenmarkierer und eine tolle Halskette mit einem Svarovski-Stern in meinen Lieblingsfarben. Ach ja, die Mütze heißt "outlined star tam" und zeigt einen neunzackigen Stern. Susan Anderson-Freed hat alle ihre Mützen aus dem Buch "Nordic Knitting" mit Frauennamen versehen; diese letzte Mütze ist zum Beispiel nach Katey benannt. In ihrem Vorwort schreibt sie, dass sie die Entwürfe zum Großteil während ihrer Chemotherapie entwickelt hat. Die Mützen, Handschuhe, Socken und Beinstulpen, die sie in dem Buch vorstellt, tragen die Namen der Stationsschwestern.

Ich habe nicht herausfinden können, wie es ihr aktuell geht; das jüngste Interview, das ich gefunden habe, ist von 2012, und darin erzählt sie, dass sie seit 2004 wegen Brustkrebs behandelt wird. Ich hoffe, dass sie weiter strickt, entwirft und das Leben genießt. Ihre Designs begeistern mich seit Jahren.

Samstag, 4. Februar 2017

Sekundenschaf

Vor einiger Zeit - ich weiß nicht mehr, ob es im letzten oder vorletzten Jahr war - suchte ein bekannter Verlag unter dem Stichwort "Sekundenschaf" nach Momenten schafsmäßiger Dummheit. Ich kann mich erinnern, dass ich selbst einen Beitrag hingeschickt habe. Es ging um den Gebrauch eines Ebook-Readers. Der hat, wie jeder weiß, ein Display aus irgendwelchem Plexi, jedenfalls aus einem nicht saugfähigen Material. Wenn ich beim Lesen einen Tropfen Kaffee auf das Display kleckere, verfalle ich keineswegs in Panik. Ich weiß ja, dass kein bleibender Schaden entstehen wird, wie es bei einem "richtigen" Buch mit Papierseiten wäre. Ich lasse den Fleck einfach stehen. Auf der nächsten Seite sieht man ihn ohnehin nicht mehr.

Ja, das war ein klassisches Sekundenschaf. Es dauert wirklich nur eine Sekunde. Spätestens wenn ich auf der nächsten Seite angelangt bin und der Fleck ist immer noch da, ist die Sekunde vorbei.

(Ich halte Schafe übrigens keineswegs für dumm. Meiner Ansicht nach ist überhaupt kein Tier dumm, die stellen sich nur so.)

Ein Sekundenschaf, das mehrere Wochen dauerte, hatte ich kürzlich mit meinem Klöppelbrett.



Falls ich diese Arbeit je beende (Betonung auf "falls"), wird es ein Schal oder Loop, jedenfalls länger als das Brett. Damit ich erstmal feste drauflos klöppeln kann, habe ich den Klöppelbrief ganz oben festgesteckt. Was die Handhabung natürlich sehr erschwert. Ich klöppelte im Stehen über das Brett gebeugt, was schon nach fünf Minuten furchtbar ins Kreuz geht. Entsprechend langsam ging es voran. Letzten Sonntag habe ich das Brett auf den Boden gelegt und mich auf das untere Ende gesetzt. Auch nicht wirklch bequem. Ich klöppelte zehn Minuten. Dann war, Gott sei Dank, das wochenlange Sekundenschaf zu Ende und ich erinnerte mich, warum ich mir für einen Haufen Geld ein Schiebekissen gekauft habe.



So kann ich jetzt ganz bequem arbeiten, sogar im Sitzen am Tisch. Und wenn mir jetzt jemand hier drunterschreibt "da warst du aber ganz schön lange ganz schön blöd", kann ich nicht widersprechen. Eine Dame in meiner Klöppelgruppe sagte übrigens dazu: "Man muss halt immer erstmal leiden!"

Das Design für den Schal in Torchonklöppelei stammt übrigens aus diesem Buch:



Die Autorin benutzt zum Klöppeln nicht nur die klassischen Leinen- oder Seidengarne, sondern auch Wollfäden, sogar Effektgarne mit Fransen oder Noppen. Ich möchte zwar gerne Klöppeln lernen, aber keineswegs feine Fensterbilder oder Vorhangspitzen klöppeln, so toll ich diese Sachen finde. Ich möchte Schals und Loops, allenfalls mal ein Börtchen für ein Kleidungsstück. Deshalb klöpple ich im Moment auch mit Lacegarn, und zwar von der Wollmeise. (Wichtig ist eine gute Strapazierfähigkeit des Garns; Singlegarne wie Malabrigo oder dergleichen bröseln beim Klöppeln auseinander. Ein gut gezwirntes, glattes Garn wie Wollmeise ist wesentlich besser geeignet.)

Meine Weste mit den Testnadeln ist heute fertig geworden, es ist nur noch ein Knopf anzunähen. Ich liefere bald ein Foto nach, vorab aber noch ein Wort zu des Testnadeln, den "Prym ergonomics". Die Jackennadeln haben noch ein Feature, das ich im letzten Eintrag vergessen habe zu erwähnen, nämlich das eingekerbte Ende:



Man kann hier die Spitze der einen Nadel in das stumpfe Ende der anderen Nadel einklipsen, so dass sich alles gut zusammenrollen lässt und garantiert keine Maschen wegrutschen. Ich bin sehr zufrieden mit diesen Nadeln. Sie verbiegen auch nicht, wie ich festgestellt habe. Beim Stricken krümmen sie sich schon ein wenig, nehmen aber sofort wieder die alte Form an - jedenfalls meine. Das Nadelspiel habe ich inzwischen auch in Gebrauch.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Ich bin Produkttesterin

Die Firma Prym hat mich als Produkttesterin ausgelost und mir zu diesem Zweck einstweilen zwei Nadelsätze zugeschickt. Beide haben die Stärke 5 - für mich nicht ideal, da ich mit derart dicken Nadeln nur ausnahmsweise stricke, aber diesmal kam es wie gerufen. Ich wollte ja mein Designergarn aus dem letzten Eintrag auf die Nadeln nehmen.



Soweit habe ich nun schon gestrickt. Es soll eine Weste werden; wie im letzten Eintrag beschrieben, habe ich zwar 500 Gramm, aber da die Wolle so dick ist, wird es für eine Jacke mit Ärmeln nicht reichen.

Normalerweise stricke ich überhaupt nicht mit diesen Jackennadeln, die ich zum Testen bekommen habe. Man muss die Bewegungen beim Stricken schon ein wenig anpassen, so dass jeweils die Hand mit der Nadel, an der gerade weniger Gewicht hängt, die eigentliche Arbeit macht. Die Rundnadel habe ich leider noch nicht. Die Firma Prym hat sie angekündigt, aber wegen irgendwelcher Lieferschwierigkeiten dauert es noch etwas.

Abgesehen von dem lästigen Händling der Jackennadeln fnde ich die Formgebung dieser Nadeln sehr gut durchdacht.



Die Nadelspitzen sind tropfenförmig, was das Abstricken sehr erleichtert. Ich habe die Nadeln bisher nur bei diesem "Designergarn" eingesetzt, aber so ein gefachtes Garn aus in meinem Fall nicht weniger als acht Einzelfäden hat ja seinen schlechten Ruf zu Recht weg. Man braucht etwas Konzentration beim Stricken, aber die Nadelspitzen erleichtern es wirklich. Man kann problemlos einstechen und beim Führen des Fadens geht unterwegs nichts verloren.

Die Nadeln sind nach der tropfenförmigen Spitze erstmal rund und gehen dann in ein Dreikant-Profil über; die Maschen rutschen gut darüber weg. Das Material, als "High Performance-Kunststoff" beschrieben, ist leicht und ein wenig elastisch. Meine Nadeln haben bereits eine leichte Bogenform angenommen.

Das Nadelspiel habe ich noch nicht benutzt, werde es aber demnächst bei einer Mütze einsetzen.



Ich bin ein wenig gestresst ob der Forderung, dass die Firma Prym Fotos von mir sehen will. Wie ich beim Stricken aussehe. Soll ich mich wirklich mit Bollerhose und formlosem Pullover auf dem Sofa zeigen, neben mir die Weinflasche, Fernbedienung und das auf der Sofalehne abgelegte Buch?

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