Mittwoch, 7. September 2011

Lehrreich ...

Vor ein paar Wochen habe ich mir bei der Kleinsassener Kunstwoche - wo unsere Schreibgruppe eine Lesestunde gegeben hat - eine Filztasche gekauft: aus Walkfilz, in einem unwahrscheinlich starken Blau und mit Perlen verziert. Die Tasche hat ungefähr DIN A4-Format, einen Reißverschluss oben und hat 34 Euro gekostet. Obwohl ich ja jetzt selbst Walkfilz herstellen kann, habe ich das Teil gekauft, weil mir der Preis sehr mäßig erschien - noch an der Verkaufsbude habe ich meiner Tochter gesagt, dass ich mich dafür mindestens zwei Stunden hinstellen und walken müsste, und obwohl die Verkäuferin wahrscheinlich schneller ist als ich, kann sie nicht viel schneller gewesen sein, weil Walkfilz nun mal seine Zeit braucht. Schließlich kann auch der Sternekoch Kartoffeln nicht schneller kochen als der Lehrling - die brauchen nun mal so lange, wie sie brauchen.

Ich hatte die Tasche zum allerersten Mal in Gebrauch, als die erste Reihe Perlen absprang, obwohl ich weder damit hängen geblieben war noch daran herumgezippelt hatte. Als wenige Tage später die zweite Reihe aufging (diesmal konnte ich immerhin die Perlen retten), habe ich mir die Arbeit genauer angesehen. Die Filzerin hat einfach die Perlen auf ein Stück stabilen Faden gefädelt, verknotet und die jeweils erste und letzte Perle der Reihe in den Stoff eingefilzt. Dass das nicht lange hält, ist klar. Die Perlen sind glitschig und rutschen irgendwann aus dem Stoff, der ja im Tragen bewegt wird.

Da mir die Tasche aber ans Herz gewachsen ist, habe ich mich vorhin hingesetzt, sämtliche Perlenstränge aus dem FIlz gezogen, neu aufgefädelt und diesmal kräftig im Stoff verknotet.

So sah mein Arbeitsplatz aus:



Und hier ein Bild von der fertigen Tasche:



Man beachte die kleine Handytasche am Träger. Auch diese ist mit Perlen verziert und mit einem Druckknopf verschließbar.
Dass ich den Namen der Filzerin hier nicht nenne, hat seinen Grund: Obwohl die Arbeit sich als nicht alltagstauglich erwiesen hat, habe ich große Hochachtung vor der Dame und möchte sie hier nicht ausgerechnet mit einem nicht ganz gelungenen Stück in Verbindung bringen. Tatsache ist: ich habe an die zwei Stunden lang gefädelt und verknotet, was sie vermutlich auch nicht viel schneller geleistet haben kann, so dass an die vier Stunden Arbeit in dieser Tasche stecken, nicht gerechnet das Material, den Entwurf und das Know-how. Die Tasche hat keine einzige Naht, auch die Handytasche ist quasi organisch mit der großen Tasche verbunden. Diese vier Stunden Arbeit zuzüglich Material und kreative Leistung habe ich mit 34 Euro bezahlt. Da wundert man sich doch über gar nix mehr. Was wäre überhaupt die angemessene Bezahlung für eine solche Tasche? Jedenfalls ein Betrag, den niemand zu bezahlen bereit wäre (auch ich wahrscheinlich nicht). Eine professionelle Filzerin, Spinnerin, Strickerin wird aus mir niemals werden. Ehe ich mich einer solchen Preisgestaltung unterwerfe, verschenke ich mein Zeug!


Lehrreich Nummer zwei, ein eher trübes Kapitel:


Manchmal muss frau eine solche Erfahrung machen, damit ihr das eine oder andere schlagartig klar wird. Dazu gehört (obwohl es eigentlich nicht hierher gehört, irgendwie dann aber doch) meine Erkenntnis, warum Kartoffelchips soviel Kalorien haben! Als nämlich die Leicht-Chips auf den Markt kamen, die mit angeblich 30 Prozent weniger Fett zubereitet sind, habe ich mich anhaltend gewundert, warum die nicht auch 30 Prozent weniger Kalorien haben. Die Kartoffel selbst ist schließlich kein DIckmacher. Warum machen die Leicht-Chips dann immer noch so dick? Des Rätsels Lösung stieß mir mit durchschlagender Wirkung auf, als ich mich entschlossen habe, meine eigenen Chips zu machen! Auch das eine sehr lehrreiche Erfahrung! Meine selbstgemachten Chips waren völlig fettlos, weil im Ofen getrocknet, nach einem schönen bunten Rezept aus dem Internet. Wenn sie gut geschmeckt hätten (was sie nicht taten, aber das ist ein anderes Kapitel), wären sie die Ideallösung für Chips-Süchtige wie mich gewesen. Chips OHNE Fett! Das sollte doch, denkt sich frau und lockert sorgenvoll den Gürtel, die Ideallösung sein! Denkste. Aus einem Pfund Kartoffeln werden nach gründlicher Bearbeitung im Ofen so ungefähr knapp hundert Gramm Chips - über vierhundert Kalorien also; eine Bilanz, die sich von der einer Tüte Leicht-Chips kaum unterscheidet. Ade Chipsglück. Aber wenigstens habe ich es jetzt begriffen. Und hätte es bis heute nicht begriffen, wenn ich es nicht selbst probiert hätte.
Probiert's aus, Leute. Dann wisst ihr Bescheid.

Dienstag, 16. August 2011

Traumwolle


Die verstrickte Dienstagsfrage


Das Wollschaf fragt:
Habt ihr eigentlich eine "Traumwolle", die ihr mal gerne verstricken wuerdet (oder auch schon verstrickt habt)? Warum ist sie eure Traumwolle? Wegen der Qualitaet, der Farben, des Strickgefuehls? Und was wuerdet ihr daraus stricken oder habt ihr daraus gestrickt? (Bilder waeren nett!)
Vielen Dank an Connie für die heutige Frage!

Ich kaufe nur sehr selten gezielt Wolle ein, außer Spinnwolle. Die fertige Wolle, die in meinem Stash landet, ist meistens nichts Besonderes. Sonderangebote, die mir im Vorbeigehen aufgefallen sind.
Ich habe einen Sack Wollmeisen gekauft, als ich zur Kurbegleitung in Bayern war - das ist das einzige, was ich nennen könnte.
Die Frage bringt mich aber zu einem Grundproblem, das ich bei jeder Handarbeit habe - auch beim Nähen zum Beispiel. Für mich ist das fertige Stück niemals so schön wie das Rohmaterial. Ich habe darüber schon viel nachgedacht, ohne mir dieses Gefühl erklären zu können. Schön gefärbte, weiche Spinnbatts sind ein Traum. Das daraus gesponnene Wollknäuel ist irgendwie schon ein Abstieg. Das fertige Strickstück noch mal ein weiterer. Genauso geht es mir mit der vom Ballen gerollten Stoffbahn.
Meine absolute Traumwolle, wenn ich denn eine hätte, würde ich deshalb wahrscheinlich gar nicht verstricken. Ich würde sie zum Angucken liegen lassen und davon träumen, was ich daraus Tolles machen könnte.

Donnerstag, 11. August 2011

Rolling Nautie

In den letzten Tagen habe ich in aller Eile ein neues Nautie stricken dürfen, und zwar in den Farben weiß/beige/braun, weil es zu unserem neuen Familienmitglied passen soll. Da es (also das Nautie) am Schlüssel hängen wird, habe ich es etwas gestaucht, damit es klein ausfällt. Hier das neue Nautie:



Und hier an diesem neuen Prachtstück darf es baumeln:



Das ist der neue Retro-Roller meiner jüngeren Tochter, eine echte Vespa LXV 50. Was da auf dem Sitz liegt, gehört auch noch dazu. Der Roller (wir diskutieren noch über den passenden Namen; ich hätte am liebsten "Rollando", meine andere Tochter plädiert für "Toni Makkaroni") ist nämlich ein Zweitakter, was bedeutet, dass er mit einer Mischung aus Benzin und Öl fährt. Als ich den Verkäufer fragte, in welchem Verhältnis Benzin und Öl zu tanken seien, gab er zur Antwort: "Einfach die beiden Tanks vollmachen, der mischt sich das schon selbst!"
Dazu haben wir ihm dann dieses Gerät geschenkt. Damit er beim Mischen auch ein wenig Komfort hat.



(Ich hätte das Gerät übrigens auch dem Verkäufer schenken können, der einen sehr eigentümlichen Mix aus Schwäbisch und Fuldisch sprach.)
Nee, ist natürlich ein Gag. Den Quirl habe ich in einem Supermarkt in Frankreich sehr preiswert gefunden und gleich mitgenommen. Ich finde solche Geräte sehr praktisch und benutze sie, soweit möglich, viel lieber als elektrische.

Und nun noch rasch meine neue alte Jacke. Wie hier im Foto zu sehen, hatte die Jacke (aus selbstgesponnener Wolle) ursprünglich eine Randborte aus gekaufter Wolle. So richtig hat mir diese Lösung nie gefallen, vor allem weil die angestrickte Borte zu schmal war. Die farbliche Unterteilung war auch nicht das Gelbe vom Ei: Solche Querteilungen stehen mir überhaupt nicht; da ich keine Taille mehr habe, brauche ich streckende und nicht stauchende Schnitte. Jetzt habe ich noch eine Portion Wolle in passendem Lila dazugesponnen und mit großer Nadelstärke (4,5) eine breitere Borte angestrickt, und zwar in einem so luftigen Lochmuster, dass sie wesentlich weiter fällt als die alte Borte.



Die Jacke, die früher meistens im Schrank hing, ist in den letzten Wochen richtig viel getragen worden. Leider ist sie in der Weite ziemlich knapp geschnitten. Ich bin ja, Gott sei Dank, im Juli ein wenig dünner geworden, aber so zwei bis zweiundzwanzig Zentimeter Bauchumfang dürften noch runter, damit sie besser passt.

Sonntag, 24. Juli 2011

Mit Energie gestrickt

So, da ist sie nun, meine fertige Spitzentunika, die ich hier schon angekündigt habe. Gestrickt aus knapp 200 Gramm Häkelbaumwolle, wie sie zum Filethäkeln verkauft wird. Von solchem Garn habe ich aus der Zeit, als ich noch Spitzendecken und -gardinen gestrickt habe, noch eine Menge liegen. Die Tunika reicht, wenn ich Jeans trage, bis ans untere Ende der Po-Taschen. Länger wird sie auch nicht mehr werden, da ich sie wohlweislich, als die Leibteile (sie ist rundgestrickt) etwa 45 cm Höhe hatten, erst mal ins heiße Wasser getaucht habe.



Ich habe schon mal versucht, mir aus blauer Häkelbaumwolle ein Oberteil zu stricken, und zwar mit einer Lochkarte auf dem Feinstricker. Das Ergebnis war leider nicht so recht tragbar. Häkelbaumwolle ist sehr fest gedreht und hat sehr viel Energie; zum Teil kommt der Faden schon beim Stricken verdrillert in die Hand wie ein einfädig gesponnenes Garn. Kurz und ungut, mein auf der Strickmaschine gearbeitetes blaues Top hatte so viel Energie, dass es sich um Tragen um meinen Rumpf herumschraubte wie eine Fusili-Nudel. Natürlich könnte man, wenn man wollte, diesen Effekt als Designelement ausgeben und das Schraubengewinde mit Stolz tragen. Aber wohl gefühlt habe ich mich nie in dem Teil - sondern immer irgendwie schief.

Da nun aber meine aus ähnlichen Garnen gearbeiteten Spitzengardinen und -deckchen keine Tendenz zur Verschraubung zeigen, habe ich beschlossen, noch mal einen Versuch zu machen. MIt richtig großen Löchern, in denen sich die Energie des Garns ungehemmt austoben kann. Diesmal ist das Experiment geglückt. Meine neue Tunika schraubt nicht. Und die zweite ist schon in der Pipeline. Das obige Muster nennt sich Bärentatzenmuster oder "russisches Model", und mit Sicherheit gibt es noch eine Menge anderer Namen. In der Sommer-Verena war es zu einem Top verarbeitet; bei "The Knitter" tauchte es unlängst auf einem Titelbild auf. Ich habe es auch schon mal gestrickt, und zwar in Eugen Beuglers "Frost Flowers And Leaves"-Tuch. Seitdem mag ich es sehr gern.



Für mein nächstes Spitzenoberteil werde ich mir eine Vorlage aus dem japanischen Musterbuch aussuchen.

Ps. Gerade eben habe ich diesen Eintrag noch mal zur Kontrolle durchgelesen und probeweise die Links angeklickt, ob auch alles funktioniert. Da musste ich sehr grinsen über die Frisur des Mädchens auf dem Knitter-Titelbild. Meine ältere Tochter hat zur Zeit eine ganz ähnliche Frisur - nur an den Seiten ein wenig kürzer - und schimpft von morgens bis abends über die mangelnde Fasson. Ich sollte sie mal darauf hinweisen, dass andere junge Damen damit auf die Titelseiten internationaler Zeitschriften kommen.

PPs. Als ich eben noch mal meinen alten Eintrag über Eugen Beuglers Design nachlas, fiel mir auf, dass ich offenbar früher immer angegeben habe, was ich beim Stricken gelesen habe - warum auch immer. Jedenfalls hole ich nach: Auch bei diesem Design, bei dem sowohl in Hin- als auch in Rückreihen gemustert werden muss, war Lesen möglich, wenn auch nur sehr langsam. Ich habe einen Roman von Kerstin Ekman gelesen, "Geschehnisse am Wasser", der mich begeistert hat - habe mir sofort ein zweites Buch von ihr übers Büchertauschforum bestellt.

Dienstag, 12. Juli 2011

Mangelnder Überblick

Schon mindestens zweimal ist es mir passiert, dass ich ein Strickprojekt mit Hängen und Würgen irgendwie abschließe und mir gratuliere, dass die Wolle "gerade eben so" gereicht hat ... und dann finde ich Wochen oder Monate später noch ein kleines Quantum der gleichen Wolle, für das ich beim damaligen Stricken dankbar gewesen wäre! So ähnlich war es, wenn ich mich richtig erinnere, bei meiner Fliederjacke. Selbstgesponnen aus Wolle von Sonatina, die leider ihren Shop schon lange geschlossen hat. Es waren bildschöne kleine Batts mit etwas Angelina. Und nachdem ich an die fertige Jacke ein kleines Schößchen aus gekaufter Wolle angestrickt habe, weil sie mir zu kurz war, habe ich nun noch ein Batt der gleichen Faser gefunden.

Da mir das Schößchen nie besonders gefallen hat, kommt es jetzt erbarmungslos ab. Es ist ohnehin nachträglich von oben nach unten drangestrickt, wird sich also ohne Verlust abtrennen lassen. Die nachgesponnene Wolle (knapp 600 Meter auf 100 Gramm) werde ich wahrscheinlich auch wieder in Form eines Schößchens anstricken. Das wird aber erheblich breiter werden als das alte, so dass die Jacke (hoffentlich) danach etwas tragbarer wird.



Das Thema "mangelnder Überblick" führt zwanglos zur heutigen Frage vom Wollschaf:

Ich sortiere gerade meine Strickbuchsammlung neu und finde kein wirklich logisches Ordnungssystem. Daher würde mich mal interessieren, wie andere ihre Strick-Fachliteratur organisieren.
Nach Autor? Nach Sachgebiet (Modellbücher, Mustersammlungen, Techniken)? Falls letzteres, was macht Ihr mit Büchern, die in mehrere Kategorien passen? Oder habt Ihr vielleicht ein ganz anderes System?
Vielen Dank an
Tina für die heutige Frage!

Tichiro, von der diese Frage stammt, gibt in ihrem Blog an, über 1000 Bücher und Hefte zu haben. Was die Hefte anbetrifft, habe ich auch kein Ordnungssystem anzubieten, außer dem sehr sinnvollen System, ab und zu mal eines wegzuschmeißen oder zu verschenken. Ich kaufe nicht mehr viele Hefte. Dem "Knitter" kann ich nicht widerstehen, wegen der reizenden Aufmachung, aber in der Verena oder Sabrina finde ich meistens nichts, was ich nachstricken möchte. Bei der Verena gefällt mir überdies die Art der Präsentation nicht.
Meine Strickbücher sind durchaus überschaubar. Sie nehmen nur zwei Regalböden in meinem Strickzimmer ein. Oben stehen die, die ich ständig brauche, unten die, die ich auf Flohmärkten hin und wieder kaufe und ab und zu durchblättere, aber nie benutze. Das ist die ganze Ordnung.

Zum Thema "Bücher ordnen" hier noch mal ein allgemeines Statement; vielleicht bin ich ja ein Sonderfall. Ich brauche keine Ordnung in meinen Büchern. Ein Beispiel:



Das ist ungefähr ein Sechstel unseres Bestands, wobei ich die Fachbücher meines Mannes und die Bücher meiner Töchter nicht mitrechne. Natürlich habe ich ein ganz grobes System. Die Taschenbuchkrimis und unsere kleine, aber feine Sammlung von Phantastika stehen der Wand, die hier zu sehen ist, gegenüber (das ist ungefähr noch mal so viel). Weitere Bücher sind überall im Haus verteilt, auf dem Speicher steht der geerbte Bestand meiner Eltern in Kartons und Regalen. Ich brauche kein Ordnungssystem. Ich weiß jederzeit ganz genau, wo jedes einzelne meiner Bücher ist - in dieser Beziehung habe ich ein Superhirn ... (in jeder anderen Beziehung dafür leider das Gegenteil). Manchmal gerät ein Buch auf Abwege, weil ich es angelesen und dann irgendwo im Haus liegengelassen habe, aber meistens findet es spätestens nach zwei, drei Wochen wieder den Weg auf seinen Platz zurück. Für Bücher, die ich nicht behalten mag, habe ich eine Kiste im Keller. Alles, was da drin ist, wandert nach und nach ins Tauschforum oder wird bei Gelegenheit verschenkt. Das Tauschforum (es gibt mehrere, ich bevorzuge dieses )ist überhaupt eine geniale Erfindung. Erst heute habe ich ein ganz neuwertiges Buch zugeschickt bekommen.

Sonntag, 3. Juli 2011

Grandioser Beutezug

Heute gibt es leider keine Fotos, weil die Kamera noch in Bayern liegt, genau gesagt in der Nähe von Bad Tölz. Von dort bin ich gestern zurückgekommen, von einem zweiwöchtigen Aufenthalt in einem Kurhotel. (Nein, mir fehlt nichts. Ich war Begleitung.)
Da ich in diesen zwei Wochen so gut wie nichts zu tun hatte und das Wetter auch nicht so war, dass ich von morgens bis abends radfahren wollte, hatte ich beschlossen - wenn es sich ergeben sollte - einen Ausflug nach Pfaffenhofen zu machen ... hm ... was in Pfaffenhofen ist, brauch ich unter uns Strickerinnen ja wohl nicht zu verkünden ... also, ich habe eine Riesentüte Meisen gekauft. Was die gekostet haben, da schweigt des Sängers Höflichkeit. Es sind über anderthalb Kilo Wolle. Das hat natürlich seinen Preis. Aber nicht mal mein Mann wagte noch einen WIderspruch, als er diese Farben sah. Fotos folgen nächste Woche.


Die verstrickte Dienstagsfrage


Das Wollschaf fragt:
Angenommen, Ihr könntet ein Jahr mit euren Liebsten in eine schöne aber abgeschiedene Gegend.
Ihr werdet rundum versorgt, aber es gibt kein Internet und keine Wollgeschäfte.
Welches Garn, welche Strick-Bücher bzw. welche Anleitungen würdet ihr für dieses Jahr mitnehmen?

Vielen Dank an Reni für die heutige Frage!

Hm, diese Frage erinnert mich an einen Urlaub vor einigen Jahren. Na gut, es sind mindestens zehn Jahre. Heute würde ich nämlich so etwas nicht mehr machen: Ich hatte "Das Hotel New Hampshire" von John Irving in den Koffer getan. Dieses Buch hatte ich schon zwei- oder dreimal angelesen und immer wieder aufgegeben. Da mir eben dieses Buch aber von links und rechts mit aufdringlicher Vehemenz empohlen wurde, dachte ich mir: Das kann doch nicht sein, dass das kein tolles Buch ist, es liegt nur an mir, ich muss mich eben zwingen! Und nahm listigerweise als einzigen Lesestoff dieses Buch mit. Na ja, es klappte natürlich nicht, ich wurde mit dem Buch nicht fertig und musste mir im Presseladen auf dem französischen Campingplatz ein Buch kaufen. Ich glaube, das führte dann zu meiner ersten Bekanntschaft mit Jean Christophe Grangé, der zwar hanebüchenen Unsinn schreibt, den ich aber mit Begeisterung bis heute lese. (Hach, im August kommt der Neue!!)
Um zur Dienstagsfrage zurückzukommen: Ich würde mir ein Strickzeug mitnehmen, von dem ich weiß, dass ich dazu nicht das Durchhaltevermögen habe, wenn ich von anderen Projekten abgelenkt werde. Eben das habe ich nämlich gerade in der zweiwöchigen Auszeit im Kurhotel getan: Ich habe begonnen, mir eine Spitzentunika aus Häkelbaumwolle in einem sehr aufwendigen Spitzenmuster zu stricken. Zu Hause hätte ich das Ding wahrscheinlich nach drei Reihen entnervt weggelegt, aber da ich nichts anderes hatte, strickte ich eben das und bin bis unter die Achseln gelangt. Da das Teil ärmellos werden soll, ist das auch schon beinahe alles. Für ein Jahr ist das natürlich auch kein Projekt, aber das ist jedenfalls das Prinzip, nach dem ich verfahren würde: Dünne Wolle in schönen Farben (zum Beispiel meine Lace-Meisen) und ein Musterheft mit richtig schön komplizierten Spitzenmustern ... und dann selbst was entwerfen.

Als Nachtrag noch zu John Irving: Ich habe ihn bis heute nicht gelesen, und wer das Buch haben möchte, dem schicke ich es gerne. Es ist leider zu vergilbt, um es noch ins Tauschforum zu stellen, sonst wäre es längst da gelandet ...
Mernschenskinder, was ich nicht alles gelesen habe im Lauf der Zeit, weil so viele das toll finden und ich dachte, ich muss auch. Andreas Franz. (Furchtbar, allerunterste Schublade. Ich schreibe besser, und das ist kein Eigenlob, weil JEDER besser schreibt.) Petra Hammesfahr. (Strohtrocken.) Henry James. (Kaugummi kommt besser.) Balzac. (Würde ich wirklich gern mögen, aber er lässt mich nicht.) Um so mehr schätze ich meine heimlichen Lieben, die sicher viel gelesen werden, aber nicht von Menschen, die ich kenne (und so hab ich sie doch irgendwie für mich alleine): Robert Aickman. H.C.Artmann. Algernon Blackwood. Sigrid Undset. Und noch viel mehr ...

Nächste Woche gibt es Bilder. Von meinen Meisen und von meinem Spitzentunikaprojekt.

Freitag, 17. Juni 2011

Ungeliebt

Mein Painted Sun-Tuch ist fertig und hat den Namen "Blutorange" bekommen, weil die Faser so hieß. Es ist handgefärbte Blue Faced Leicester von der Zauberwiese, gesponnen auf dem Minstrel und mit Nähgarn gezwirnt.

Hier das Tuch:



Und noch mal im Gras, da ist das Muster gut zu erkennen. Die Farbe ist übrigens auf dem oberen Foto besser getroffen; auf dem unteren wirkt sie blasser als in real.


Design: Birgit Freyer

Nun, wie schon im letzten Eintrag erwähnt - ich mag das Tuch irgendwie nicht, was weder an der Faser liegt noch am Design; das ist beides in Ordnung. Die Wolle ist einfach schlecht gesponnen. Keine Ahnung, was ich falsch mache. Fest steht, dass ich nicht mehr mit Nähgarn zwirnen werde; außer ich weiß schon vorher, dass das Garn über die Strickmaschine laufen wird.

Wer das Painted-Sun-Design kennt, sieht vielleicht, dass ich einen anderen Randabschluss gemacht habe. Der vorgesehene abgehäkelte Rand hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich habe stattdessen einen schmalen Spitzenrand aus dem Buch von Nicki Epstein ("Knitting On The Edge") angefügt.

Und nun auf zum nächsten Projekt, das hoffentlich mehr Spaß macht. Da mir, wie so vielen Strickerinnen, einfach nicht zu helfen ist, habe ich schon wieder Wolle gekauft: Gestern war ich in einem Woll-Laden hier in Fulda, der zwanzig Prozent Rabatt "auf alles" bot (außer auf Tiernahrung, nehme ich an, aber die führt der Laden nicht ;o) ). Ich habe mich trotzdem zurückgehalten und nur drei Knäuel Jawoll Magic gekauft für ein Tuch von Ruth Kindla, das in der neuen Anna beschrieben ist. Na ja, und außerdem zwei Knäuel Jawoll in Lila, für eine Weste oder so was, weil mir die Farbe so gut gefiel. Mache ich nun mit dem Kindla-Tuch weiter oder mit der "Kleinen Bachforelle", für die auch schon Wolle da liegt? Mal schauen - beides ist mit Perlen zu stricken, ich mach mich heute abend mal an ein Pröbchen ...


Die verstrickte Dienstagsfrage

Das Wollschaf fragt:
Bei mir spielt es bei der Kaufentscheidung für oder gegen ein Garn durchaus eine Rolle, ob das Garn als Knäuel oder nur als Strang zur Verfügung steht. Ich kaufe nur dann Stränge, wenn es sich nicht vermeiden lässt (und auch das immer weniger, lieber verzichte ich mittlerweile auf einige Garne ganz und gar). Ich möchte mit dem, was ich kaufe, sofort stricken können, und nicht noch Stunden mit lästigem Aufwickeln verbringen müssen. Ich empfinde den Verkauf von Strängen auch eher als altertümliches Überbleibsel aus den 80er Jahren, als es als “öko”/“grün” galt wieder in Stränge zu kaufen (auch wenn das so verkaufte Garn seinerzeit nebenbei alles andere als ökologisch war), und wenn ich ihn bei sehr handwerklich produzierten Garnen nachvollziehen kann (kleine Färbereien/Spinnereien können sich natürlich weder finanziell noch vom Platz und Aufwand her eine zusätzliche Anlage für die Knäuelwicklung leisten), sehe bei industriell gefertigten Garnen großer Marken den Sinn darin nicht.
Mich würde interessieren, ob andere es auch so sehen – oder sie umgekehrt sogar lieber Stränge als Knäuel kaufen und warum.


Vielen Dank an Martine für die heutige Frage!

Ich kaufe sehr gern Wolle im Strang, vor allem Farbverlaufswolle, weil sie so einen wesentlich besseren Überblick über den Farbverlauf ermöglicht als Wolle im Knäuel. (Extremfall: Wer mit Pooling-Effekt stricken will, MUSS den Strang sehen können, da dafür ein ganz bestimmter Farbrapport erforderlich ist.)
Wickeln macht mir nichts aus. Das muss ich bei meiner handgesponnenen Wolle sowieso und dafür besitze ich auch einen Wollwickler - zwar keinen elektrischen, aber das Kurbeln geht trotzdem recht flott. Davon abgesehen habe ich auch kein Problem damit, ein Knäuel von Hand zu wickeln. Ich mache das beim Fernsehen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Arrrgs ...

Meine selbstgesponnene Blutorangenwolle hat das Upgrade zum Tuch beinahe geschafft. Beinahe! Es sieht nämlich derzeit so aus, dass mir zur Vollendung noch so überschlägig dreißig Zentimeter Garn fehlen werden!


Design: Birgit Freyer

Das Knäuelchen oben im Bild ist alles, was ich noch habe, es sind 17,6 Gramm! Und nach meiner Rechnung mit der Feinwaage reicht das gerade noch für 4 Doppelreihen, zu stricken sind aber 5 Doppelreihen und dann ist noch abzuhäkeln! Es ist zum Verrücktwerden. Ich werde nachspinnen müssen. Leider habe ich von der Originalfaser nichts mehr, nur noch ein wenig orangefarbene Merino. Aber so für den Rand mag's angehen. Mit einer kleineren Nadelstärke (oder evtl. nur ein wenig fester stricken) wäre das nicht passiert, zumal das Tuch so schon riesengroß ist, aber alles aufribbeln und noch mal anfangen, daran ist natürlich nicht zu denken. Zumal die Wolle, wie eigentlich immer bei mir, eher gefacht als gezwirnt ist, auseinanderdröselt und wirklich nicht schön aussieht, obwohl die Faser kostbar und teuer war.

Ich glaube, ich werde jetzt erst mal überhaupt nicht mehr zwirnen, oder nur noch Navajo. Das macht ja keinen Spaß mehr, jeder Singlefaden sieht bei mir besser aus als gezwirnte Wolle. Das Tuch hier mag ich sowieso nicht besonders, irgendwie geht mir das Stricken nicht gut von der Hand und ich möchte nur noch fertig werden, damit ich das Ding ad acta legen kann - wahrscheinlich wird es ganz unten im Schrank verschwinden ... Am Design liegt's nicht, das gefällt mir gut. Es heißt "Painted Sun" und ist extra für handgesponnene Wolle entworfen.


Die verstrickte Dienstagsfrage auch mal wieder ...:

Das Wollschaf fragt:
Wir alle stricken derzeit anscheinend im Akkord vor allem Socken, Tücher, Decken in den verschiedensten Mustern und Techniken. Pullover und Jacken kommen auch dazu, vieles davon in Patchworkstrick. Was mich brennend interessiert, wo ich mich aber nicht so recht ran wage, sind Pullis mit verkürzten Reihen. Gut ausgerüstet mit den beiden Büchern von Ruth Kindla zum Thema und einigen Übungsstücken kann ich sagen, dass ich die Technik "durchschaut" habe und das ohne Löcher und recht glatt hin bekomme. Allerdings sind die Vorlagen in den beiden Büchern fast ausnahmslos für kleine und sehr kleine Größen, also leider nichts für mich. Und bei dieser Art des Strickens merkt man ja eigentlich erst am Ende, ob es passt oder nicht und das ist mir einfach zu heiß, wenn all die Mühe umsonst gewesen sein soll.

Wer von Euch kennt sich aus damit, hat so etwas schon gestrickt und weiß, wie man mit den Größen "tricksen" kann?


Vielen Dank an Froggie für die heutige Frage!

Ich habe eines der Bücher von Ruth Kindla und auch schon Teile daraus nachgestrickt; auf meiner Liste ist übrigens auch noch ein Tuch von ihr, das gerade in der Anna beschrieben ist. Da ich ein bequemer Mensch bin und mir die Umrechnerei gerne spare, würde ich es wohl zunächst mal mit einer größeren Nadel versuchen oder einer dickeren Wolle - da fällt mir übrigens ein, dass ich Krausgestricktes ohnehin immer mindestens eine Nummer kleiner stricken würde; meine krausgestrickte "Bohemia"-Jacke hat inzwischen Zeltform!! Dass Frau Kindla hauptsächlich für kleine Größen entwirft, kann ich übrigens so eigentlich nicht bestätigen. In "Zauber der verkürzten Reihen" sind ein paar ganz schön große Teile.
Kerstin und andere Strickerinnen empfehlen in diesem Zusammenhang übrigens den Lehrgang zum Swing-Stricken. Den habe ich auch noch liegen, jedenfalls die ersten vier Teile. Noch nicht probiert, Schande über mich! Aber ich bin zuversichtlich, dass es dieses Jahr noch klappt ... Wolle dafür hab ich schon!

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