Noch 'n Schäferfest

Beim Tag des Schafes in Landenhausen, in der Nähe von Lauterbach, habe ich etwas Schönes erlebt. Nachdem wir, Tochter und ich, eingehend die vielen schönen Schafrassen bewundert hatten - darunter auch Heidschnucken, die man hier nur selten sieht -, habe ich mich natürlich ganz dezent auf die Suche nach einem Wollstand gemacht ... ich habe ja gar keine Wolle zu Hause, ich habe üüüüüüberhaupt keine Wolle, nicht wahr, ich brauche uuuuuunbedingt Wolle, WOLLE, WOOOLLLEEEEE! Leider - hm - gab es so was nicht. Einen Filzstand habe ich gefunden. Der war sehr schön mit bunten Kammzügen und einem riesigen grauen Vlies dekoriert. Aber die Inhaberin wollte mir nichts verkaufen. Nur Märchenwolle zum Filzen, in Beutel abgepackt.

Tja, nicht dass mich Filzen überhaupt nicht interessiert, aber wenn ich damit beginne, dann werde ich erst mal meinen Stash an dicker Wolle im Wege des Strickfilzens wegarbeiten ... Wolle zum Filzen kaufen ist nicht mein Beuteschema ... aber als ich der Inhaberin erklärte, dass ich nur Spinnwolle suche, sagte sie: "Wenn Sie möchten, spinnen Sie doch einfach!" Und zeigte auf ihr Ashford, das neben dem Stand aufgebaut war. "Ich wollte eigentlich schauspinnen, aber ich komm ja nicht dazu!" (Sie war ständig von Kindern umringt, die filzen wollten.)

Ich bekam ein Stück von dem grauen Vlies - es war Romanov - und ich setzte mich ans Rad und legte los ... hach, war das herrlich. Die Romanov spann sich phantastisch. Sie ließ sich ausziehen wie Kaugummi. Ich spann so langen Auszug, wie bei meiner Armlänge nur möglich. Der Faden wurde wunderbar fein und fluffig.

Natürlich wurde ich immer wieder angesprochen und ausgefragt - das ist ja der Sinn des Schauspinnens, gell ... aber die Reaktionen waren durchgehend positiv. Interessant allerdings, dass die Fragen zur Spinnradphysik - warum das Rad zwei Drehmomente hat und wie die zustande kommen - ausschließlich von Männern kamen. Das deckt sich übrigens mit dem, was andere Spinnerinnen von ihren Marktterminen erzählen ...



Nach etwas über einer Stunde wollte ich meiner Tochter, die geduldig ausharrte, die Aktion nicht weiter zumuten. Aber die Romanov MUSSTE ich einfach haben! Und die Inhaberin des Standes ließ sich wahrhaftig doch noch überreden, mir eine große Tüte voll zu überlassen.

Im Spinnforum habe ich gelesen, Romanov sei kratzig. Das stimmt für meine Wolle überhaupt nicht. Vermutlich habe ich die reine Unterwolle erwischt. Die Farbe ist nicht so schön silbrig wie die Gotlandwolle, die ich in Hungen gekauft habe, eher rustikal-grau, sozusagen jankergrau. Mit einem Glanzfaden gezwirnt wird sich ein schöner Faden ergeben - und mit dem superlangen Auszug ruckzuck gesponnen.

Hier auf den Seiten der Osthessen-News gibt es wunderschöne Schafbilder von der Veranstaltung. Mir haben es besonders die kleinen, lockigen Skudden angetan. Ich kam beim Spinnen mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch, das einige Skudden zu Hause hat - sackweise Wolle und keine Zeit, sie zu verarbeiten. Sie haben meine Adresse aufgeschrieben. Vielleicht gibt es bald auch mal Skuddenlocken zum Spinnen.

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