Lehrreich ...
Vor ein paar Wochen habe ich mir bei der Kleinsassener Kunstwoche - wo unsere Schreibgruppe eine Lesestunde gegeben hat - eine Filztasche gekauft: aus Walkfilz, in einem unwahrscheinlich starken Blau und mit Perlen verziert. Die Tasche hat ungefähr DIN A4-Format, einen Reißverschluss oben und hat 34 Euro gekostet. Obwohl ich ja jetzt selbst Walkfilz herstellen kann, habe ich das Teil gekauft, weil mir der Preis sehr mäßig erschien - noch an der Verkaufsbude habe ich meiner Tochter gesagt, dass ich mich dafür mindestens zwei Stunden hinstellen und walken müsste, und obwohl die Verkäuferin wahrscheinlich schneller ist als ich, kann sie nicht viel schneller gewesen sein, weil Walkfilz nun mal seine Zeit braucht. Schließlich kann auch der Sternekoch Kartoffeln nicht schneller kochen als der Lehrling - die brauchen nun mal so lange, wie sie brauchen.
Ich hatte die Tasche zum allerersten Mal in Gebrauch, als die erste Reihe Perlen absprang, obwohl ich weder damit hängen geblieben war noch daran herumgezippelt hatte. Als wenige Tage später die zweite Reihe aufging (diesmal konnte ich immerhin die Perlen retten), habe ich mir die Arbeit genauer angesehen. Die Filzerin hat einfach die Perlen auf ein Stück stabilen Faden gefädelt, verknotet und die jeweils erste und letzte Perle der Reihe in den Stoff eingefilzt. Dass das nicht lange hält, ist klar. Die Perlen sind glitschig und rutschen irgendwann aus dem Stoff, der ja im Tragen bewegt wird.
Da mir die Tasche aber ans Herz gewachsen ist, habe ich mich vorhin hingesetzt, sämtliche Perlenstränge aus dem FIlz gezogen, neu aufgefädelt und diesmal kräftig im Stoff verknotet.
So sah mein Arbeitsplatz aus:
Und hier ein Bild von der fertigen Tasche:
Man beachte die kleine Handytasche am Träger. Auch diese ist mit Perlen verziert und mit einem Druckknopf verschließbar.
Dass ich den Namen der Filzerin hier nicht nenne, hat seinen Grund: Obwohl die Arbeit sich als nicht alltagstauglich erwiesen hat, habe ich große Hochachtung vor der Dame und möchte sie hier nicht ausgerechnet mit einem nicht ganz gelungenen Stück in Verbindung bringen. Tatsache ist: ich habe an die zwei Stunden lang gefädelt und verknotet, was sie vermutlich auch nicht viel schneller geleistet haben kann, so dass an die vier Stunden Arbeit in dieser Tasche stecken, nicht gerechnet das Material, den Entwurf und das Know-how. Die Tasche hat keine einzige Naht, auch die Handytasche ist quasi organisch mit der großen Tasche verbunden. Diese vier Stunden Arbeit zuzüglich Material und kreative Leistung habe ich mit 34 Euro bezahlt. Da wundert man sich doch über gar nix mehr. Was wäre überhaupt die angemessene Bezahlung für eine solche Tasche? Jedenfalls ein Betrag, den niemand zu bezahlen bereit wäre (auch ich wahrscheinlich nicht). Eine professionelle Filzerin, Spinnerin, Strickerin wird aus mir niemals werden. Ehe ich mich einer solchen Preisgestaltung unterwerfe, verschenke ich mein Zeug!
Lehrreich Nummer zwei, ein eher trübes Kapitel:
Manchmal muss frau eine solche Erfahrung machen, damit ihr das eine oder andere schlagartig klar wird. Dazu gehört (obwohl es eigentlich nicht hierher gehört, irgendwie dann aber doch) meine Erkenntnis, warum Kartoffelchips soviel Kalorien haben! Als nämlich die Leicht-Chips auf den Markt kamen, die mit angeblich 30 Prozent weniger Fett zubereitet sind, habe ich mich anhaltend gewundert, warum die nicht auch 30 Prozent weniger Kalorien haben. Die Kartoffel selbst ist schließlich kein DIckmacher. Warum machen die Leicht-Chips dann immer noch so dick? Des Rätsels Lösung stieß mir mit durchschlagender Wirkung auf, als ich mich entschlossen habe, meine eigenen Chips zu machen! Auch das eine sehr lehrreiche Erfahrung! Meine selbstgemachten Chips waren völlig fettlos, weil im Ofen getrocknet, nach einem schönen bunten Rezept aus dem Internet. Wenn sie gut geschmeckt hätten (was sie nicht taten, aber das ist ein anderes Kapitel), wären sie die Ideallösung für Chips-Süchtige wie mich gewesen. Chips OHNE Fett! Das sollte doch, denkt sich frau und lockert sorgenvoll den Gürtel, die Ideallösung sein! Denkste. Aus einem Pfund Kartoffeln werden nach gründlicher Bearbeitung im Ofen so ungefähr knapp hundert Gramm Chips - über vierhundert Kalorien also; eine Bilanz, die sich von der einer Tüte Leicht-Chips kaum unterscheidet. Ade Chipsglück. Aber wenigstens habe ich es jetzt begriffen. Und hätte es bis heute nicht begriffen, wenn ich es nicht selbst probiert hätte.
Probiert's aus, Leute. Dann wisst ihr Bescheid.
Ich hatte die Tasche zum allerersten Mal in Gebrauch, als die erste Reihe Perlen absprang, obwohl ich weder damit hängen geblieben war noch daran herumgezippelt hatte. Als wenige Tage später die zweite Reihe aufging (diesmal konnte ich immerhin die Perlen retten), habe ich mir die Arbeit genauer angesehen. Die Filzerin hat einfach die Perlen auf ein Stück stabilen Faden gefädelt, verknotet und die jeweils erste und letzte Perle der Reihe in den Stoff eingefilzt. Dass das nicht lange hält, ist klar. Die Perlen sind glitschig und rutschen irgendwann aus dem Stoff, der ja im Tragen bewegt wird.
Da mir die Tasche aber ans Herz gewachsen ist, habe ich mich vorhin hingesetzt, sämtliche Perlenstränge aus dem FIlz gezogen, neu aufgefädelt und diesmal kräftig im Stoff verknotet.
So sah mein Arbeitsplatz aus:
Und hier ein Bild von der fertigen Tasche:
Man beachte die kleine Handytasche am Träger. Auch diese ist mit Perlen verziert und mit einem Druckknopf verschließbar.
Dass ich den Namen der Filzerin hier nicht nenne, hat seinen Grund: Obwohl die Arbeit sich als nicht alltagstauglich erwiesen hat, habe ich große Hochachtung vor der Dame und möchte sie hier nicht ausgerechnet mit einem nicht ganz gelungenen Stück in Verbindung bringen. Tatsache ist: ich habe an die zwei Stunden lang gefädelt und verknotet, was sie vermutlich auch nicht viel schneller geleistet haben kann, so dass an die vier Stunden Arbeit in dieser Tasche stecken, nicht gerechnet das Material, den Entwurf und das Know-how. Die Tasche hat keine einzige Naht, auch die Handytasche ist quasi organisch mit der großen Tasche verbunden. Diese vier Stunden Arbeit zuzüglich Material und kreative Leistung habe ich mit 34 Euro bezahlt. Da wundert man sich doch über gar nix mehr. Was wäre überhaupt die angemessene Bezahlung für eine solche Tasche? Jedenfalls ein Betrag, den niemand zu bezahlen bereit wäre (auch ich wahrscheinlich nicht). Eine professionelle Filzerin, Spinnerin, Strickerin wird aus mir niemals werden. Ehe ich mich einer solchen Preisgestaltung unterwerfe, verschenke ich mein Zeug!
Lehrreich Nummer zwei, ein eher trübes Kapitel:
Manchmal muss frau eine solche Erfahrung machen, damit ihr das eine oder andere schlagartig klar wird. Dazu gehört (obwohl es eigentlich nicht hierher gehört, irgendwie dann aber doch) meine Erkenntnis, warum Kartoffelchips soviel Kalorien haben! Als nämlich die Leicht-Chips auf den Markt kamen, die mit angeblich 30 Prozent weniger Fett zubereitet sind, habe ich mich anhaltend gewundert, warum die nicht auch 30 Prozent weniger Kalorien haben. Die Kartoffel selbst ist schließlich kein DIckmacher. Warum machen die Leicht-Chips dann immer noch so dick? Des Rätsels Lösung stieß mir mit durchschlagender Wirkung auf, als ich mich entschlossen habe, meine eigenen Chips zu machen! Auch das eine sehr lehrreiche Erfahrung! Meine selbstgemachten Chips waren völlig fettlos, weil im Ofen getrocknet, nach einem schönen bunten Rezept aus dem Internet. Wenn sie gut geschmeckt hätten (was sie nicht taten, aber das ist ein anderes Kapitel), wären sie die Ideallösung für Chips-Süchtige wie mich gewesen. Chips OHNE Fett! Das sollte doch, denkt sich frau und lockert sorgenvoll den Gürtel, die Ideallösung sein! Denkste. Aus einem Pfund Kartoffeln werden nach gründlicher Bearbeitung im Ofen so ungefähr knapp hundert Gramm Chips - über vierhundert Kalorien also; eine Bilanz, die sich von der einer Tüte Leicht-Chips kaum unterscheidet. Ade Chipsglück. Aber wenigstens habe ich es jetzt begriffen. Und hätte es bis heute nicht begriffen, wenn ich es nicht selbst probiert hätte.
Probiert's aus, Leute. Dann wisst ihr Bescheid.
schmollfisch - 7. Sep, 22:40