Know your ribber
Dass das Arbeiten mit der Lochkartenmechanik einen eigenen Charme hat, habe ich früher schon erwähnt. Diese Mechanik ist ausgesprochen tückisch, weil sie im Verborgenen arbeitet. Es gibt kein Display, das anzeigt, was die Maschine gerade macht und ob es mit dem übereinstimmt, was man geplant hat. Die Lochkarte ist natürlich zu sehen, aber der Bereich, der oben aus der Maschine herausragt, ist nun mal nicht der Bereich, der just eben in Arbeit ist. Der steckt nämlich tief unten drin.
Das ist egal, solange die Maschine einwandfrei tut, was sie soll. Aber meine Maschine hat so ihre Macken. Eine davon ist, dass sie die Lochkarte bei der allerersten Schlittenfahrt (wenn man das Muster gerade eingeteilt hat, oder den Schlitten neu aufgesetzt, oder die Strickarbeit neu angehängt) nicht transportiert. Ich weiß nicht warum. Ich mache alle EInstellungen so wie vorgesehen, und wenn ich den Schlitten wieder zurückfahre, dreht die Lochkarte auch weiter. Nur bei der allerersten Tour tut sie's nicht. Oder manchmal doch. Je nachdem, wie sie gerade drauf ist.
Kein Problem, sagt die Strickerin, ich sehe das ja und drehe also von Hand weiter; ich muss es ja nur einmal tun. Wenn ich dann aber den Schlitten wieder zurückfahre, wählt er erstaunlicherweise genau die Nadeln vor, wie er das in der Vorreihe getan hat. Lacht mich nicht aus. Ich habe wirklich ein paar Stunden (und vermurkste Muster) gebraucht, bis ich kapierte, was da läuft: man muss die Lochkarte, sollte sie nicht automatisch transportieren, am Anfang der Strickreihe weiterdrehen, nicht am Ende.
Wenn man's weiß, ist es ganz logisch. Aber die Strickerin ist so beschäftigt mit Reihen aufziehen, die korrekte Lochreihe auf der Karte suchen, zurückdrehen, von Hand vorwählen usw. usf., dass sie zum logischen Denken gar nicht kommt. Bis ich mich zu folgender Maßnahme durchrang:
Ich machte mir eine Kopie der Lochkarte und schnitt eine Schablone zu, die genau sieben Reihen abdeckt. Wenn ich jetzt die Schablone an diejenige Reihe anlege, die oben über der Maschine zu sehen ist, kann ich anhand der Schablone auf der Kopie ablesen, welche Reihe die Maschine als nächstes zu stricken gedenkt.
Nachdem ich nun ein ganzes Teil gestrickt habe, das ich mehrmals abnehmen und neu anhängen musste - zweimal wegen Musterwechsel, einmal wegen Nadelaustausch -, habe ich es wahrhaftig begriffen, wie die Mechanik arbeitet. (Zwischendurch habe ich sie übrigens auch einmal aufgeschraubt und eine Weile offenliegend betrieben - ein faszinierender Anblick). Jetzt kann nichts mehr passieren. Doppeltgestrickte oder ausgelassene Reihen gehören endgültig der Vergangenheit an.
Hier der Beweis, das Rückenteil meiner neuen Weste.
Ich hoffe, ich habe den Mut, sie auch zu tragen, wenn sie fertig ist. Aber ich denke schon. Mir ist nach was Irrem.
Und noch eine verrückte Ernstgeschichte
Der Reisehase Ernst ist vor gut einer Woche Richtung Hollertau abgefahren. Ich habe tagelang nichts von ihm gehört. Aber nun ist etwas wirklich Verrücktes passiert. Ernsts derzeitige Gastgeberin, ein Salonmitglied namens Eva, hat den Ernst zu einer Ausstellung mitgenommen, bei der sie einen eigenen Stand hatte. Ernst bewachte Kristallsteine, Klangschalen und einen Spendenbaum, unübersehbar in seinem neuen knallpinken Pullover.
Und plötzlich blieb eine Ausstellungsbesucherin vor dem Stand stehen und rief: "Das ist ja der Ernst!" Es war eine andere Salonangehörige, die zufällig vorbeigekommen war. Das ist unglaublich! Der Salon ist ein kleines Forum, zum harten Kern gehören vielleicht zwanzig bis höchstens dreißig Leute, die über ganz Deutschland, zum Teil sogar im angrenzenden Ausland verteilt sind. Und dann begegnen sich zwei, die aneinander vorbeigelaufen wären, wenn der Ernst nicht dabeigesessen hätte! Ich freu mich immer noch. Ernst verbindet!
Wenn er in diesem Jahr zu mir zurückkehrt, werde ich ihn wahrscheinlich in den Ruhestand schicken. Dann darf er bei uns im Wohnmobil Platz nehmen und mir alles erzählen, was ihm in den über zwei Jahren, die er nun schon reist, alles zugestoßen ist.
Das ist egal, solange die Maschine einwandfrei tut, was sie soll. Aber meine Maschine hat so ihre Macken. Eine davon ist, dass sie die Lochkarte bei der allerersten Schlittenfahrt (wenn man das Muster gerade eingeteilt hat, oder den Schlitten neu aufgesetzt, oder die Strickarbeit neu angehängt) nicht transportiert. Ich weiß nicht warum. Ich mache alle EInstellungen so wie vorgesehen, und wenn ich den Schlitten wieder zurückfahre, dreht die Lochkarte auch weiter. Nur bei der allerersten Tour tut sie's nicht. Oder manchmal doch. Je nachdem, wie sie gerade drauf ist.
Kein Problem, sagt die Strickerin, ich sehe das ja und drehe also von Hand weiter; ich muss es ja nur einmal tun. Wenn ich dann aber den Schlitten wieder zurückfahre, wählt er erstaunlicherweise genau die Nadeln vor, wie er das in der Vorreihe getan hat. Lacht mich nicht aus. Ich habe wirklich ein paar Stunden (und vermurkste Muster) gebraucht, bis ich kapierte, was da läuft: man muss die Lochkarte, sollte sie nicht automatisch transportieren, am Anfang der Strickreihe weiterdrehen, nicht am Ende.
Wenn man's weiß, ist es ganz logisch. Aber die Strickerin ist so beschäftigt mit Reihen aufziehen, die korrekte Lochreihe auf der Karte suchen, zurückdrehen, von Hand vorwählen usw. usf., dass sie zum logischen Denken gar nicht kommt. Bis ich mich zu folgender Maßnahme durchrang:
Ich machte mir eine Kopie der Lochkarte und schnitt eine Schablone zu, die genau sieben Reihen abdeckt. Wenn ich jetzt die Schablone an diejenige Reihe anlege, die oben über der Maschine zu sehen ist, kann ich anhand der Schablone auf der Kopie ablesen, welche Reihe die Maschine als nächstes zu stricken gedenkt.
Nachdem ich nun ein ganzes Teil gestrickt habe, das ich mehrmals abnehmen und neu anhängen musste - zweimal wegen Musterwechsel, einmal wegen Nadelaustausch -, habe ich es wahrhaftig begriffen, wie die Mechanik arbeitet. (Zwischendurch habe ich sie übrigens auch einmal aufgeschraubt und eine Weile offenliegend betrieben - ein faszinierender Anblick). Jetzt kann nichts mehr passieren. Doppeltgestrickte oder ausgelassene Reihen gehören endgültig der Vergangenheit an.
Hier der Beweis, das Rückenteil meiner neuen Weste.
Ich hoffe, ich habe den Mut, sie auch zu tragen, wenn sie fertig ist. Aber ich denke schon. Mir ist nach was Irrem.
Und noch eine verrückte Ernstgeschichte
Der Reisehase Ernst ist vor gut einer Woche Richtung Hollertau abgefahren. Ich habe tagelang nichts von ihm gehört. Aber nun ist etwas wirklich Verrücktes passiert. Ernsts derzeitige Gastgeberin, ein Salonmitglied namens Eva, hat den Ernst zu einer Ausstellung mitgenommen, bei der sie einen eigenen Stand hatte. Ernst bewachte Kristallsteine, Klangschalen und einen Spendenbaum, unübersehbar in seinem neuen knallpinken Pullover.
Und plötzlich blieb eine Ausstellungsbesucherin vor dem Stand stehen und rief: "Das ist ja der Ernst!" Es war eine andere Salonangehörige, die zufällig vorbeigekommen war. Das ist unglaublich! Der Salon ist ein kleines Forum, zum harten Kern gehören vielleicht zwanzig bis höchstens dreißig Leute, die über ganz Deutschland, zum Teil sogar im angrenzenden Ausland verteilt sind. Und dann begegnen sich zwei, die aneinander vorbeigelaufen wären, wenn der Ernst nicht dabeigesessen hätte! Ich freu mich immer noch. Ernst verbindet!
Wenn er in diesem Jahr zu mir zurückkehrt, werde ich ihn wahrscheinlich in den Ruhestand schicken. Dann darf er bei uns im Wohnmobil Platz nehmen und mir alles erzählen, was ihm in den über zwei Jahren, die er nun schon reist, alles zugestoßen ist.
schmollfisch - 4. Feb, 00:07