Samstag, 5. September 2015

Nach den großen Ferien

"Knitting Fresh Brioche" von Nancy Marchant ist eine Fundgrube für alle, die sich an zweifarbigem Patent versuchen wollen. Es enthält nicht nur zwölf Anleitungen für Schals und Tücher (Ravelry-Link), sondern auch Strickschriften für über 70 Muster, so dass man sich nach eigenem Gusto ein schönes Schalmuster zusammensuchen kann. Leider habe ich mir gleich ein rundgestricktes Projekt in den Kopf gesetzt, nämlich Ring of Fire. Meine Güte, war das eine Plackerei! Natürlich habe ich erstmal ein Musterfleckchen gestrickt, und zwar in Sockenwolle, um ein Gefühl für das mir ungewohnte Patentstricken mit alternierenden Fäden zu bekommen. Dann folgte die Maschenprobe mit den beiden Lacegarnen, die ich für mein Projekt verwenden wollte. Dabei habe ich mit auch gleich entschieden, ein anderes Muster zu stricken: Das Originalmuster des "Ring of Fire" kam in der handgefärbten Wolle nicht so klar heraus; ich suchte nach etwas Knackigerem mit gleichem Musterrapport und entschied mich für das Muster "Sushi Ushi". Nun konnte es losgehen.

Na ja. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie viele Male ich angeschlagen habe (und mich jedesmal verflucht habe für diese Macke, gleich mit Rundstrick anfangen zu wollen). Der von Nancy Marchant vorgesehene hochelastische Maschenanschlag mit zwei Farben sah auf der Nadel aus wie ein einziges Gewurstel; die Maschen waren weder anständig auszuzählen, noch habe ich herausgefunden, wie man einen solchen Anschlag von ca. 200 Maschen verzwirbelfrei zur Runde schließen soll. Endlich tat ich das, was ich immer mache, wenn ich mit sehr vielen Maschen rundstricken will: Ich strickte erstmal zwei Reihen, in diesem Fall die beiden Reihen, die Nancy Marchant unter "Creating the Basic Fabric" beschreibt. Im Grunde ist es nur eine Reihe, oder vielmehr zwei halbe, nämlich mit jedem Faden einmal über die Breite. Nun ließen sich die Maschen gut abzählen; ich hatte drei zuviel, und die konnte ich mitsamt dem Anschlag leicht auflösen. Von da ab ging es ganz gut. Soweit bin ich nun schon:


Design: Nancy Marchant

Es wird ein Loop, der eine Gesamtlänge von ca. 80 cm haben wird, oder vielleicht auch etwas mehr - da Patent hochelastisch ist, lässt sich das hinterher leicht in die Länge oder Breite ziehen. Die Breite ist im Prinzip nur durch den Garnvorrat begrenzt. Ich habe zwei Lacestränge, eine Wolle-Seiden-Mischung mit 800 Meter Länge und eine reine Wolle mit 600 Metern. Mal schauen, wie groß das Ganze noch wird.


Apropos Garnvorrat ...

... ich war ja nun in Südamerika; gut zwei Wochen u.a. in Peru und Bolivien - wie toll und bereichernd das war, will ich gar nicht lange ausbreiten, sonst entsteht hier ein Roman. Entscheidend ist, dass Peru und Bolivien Woll-Länder sind. Daher hier gleich zum Thema "Stash", der sich nicht unwesentlich ausgeweitet hat.

Auf einem Markt im peruanischen Städtchen Pisac habe ich diese Wolle erstanden, zwei Tüten zu je ein Kilo. Es ist Alpaka, zweifädig. Ich habe noch keine Maschenprobe gemacht, schätze aber, dass ich etwa mit Nadelstärke 4 stricken muss.



Diese Wolle hat mein Mann für mich in LaPaz entdeckt - ich wäre an dem Laden vorbeigelaufen, er hing voller fertiger Stricksachen, aber Herrn Schmollfischs scharfes Auge machte im Hintergrund des Ladens einige Knäuel Babyalpaka aus. 25 Dollar für 500 Gramm - da kann man nicht meckern.



Das Beste zum Schluss, wieder nach Peru: Die Weberei in Chinchero. Hier bekamen wir den ganzen Prozess - Waschen der Wolle, Spinnen, Färben mit Pflanzenfarben und Weben mit dem Gurtwebstuhl - beispielhaft vorgeführt. Die Weberin sprach Qechua, und unsere Reiseleiterin, selbst eine Qechua-Indianerin, übersetzte. Hier ein Bild: Die Reiseleiterin Anani ist die mit dem weißen Basecap, daneben in der lila Bluse ich. Anani ist übrigens eine wunderbare, kenntnisreiche und sehr sympathische Frau, die eine große Liebe zu ihrem Land ausstrahlte. Ich wäre wahnsinnig froh, sie vielleicht bei einer späteren Reise noch einmal treffen zu können - sie wohnt in Cuzco, und das ist eine Stadt, die ich unbedingt wiedersehen möchte. Vielleicht ergibt es sich ja.



Die Weberei mit dem Gurtwebstuhl vollzieht sich ohne Webkamm. In Cuzco habe ich das später noch einmal genau beobachten können. Es wird per Hand ein Stab eingelesen, das heißt, jeder einzelne musterbildende Kettfaden wird mit den Fingern über den Stab gehoben. Der angekippte Stab bildet dann das Fach. Für jeden einzelnen Einschuss braucht die Weberin, je nach Breite der Musterborten, mehrere Minuten, und bei der feinen Wolle muss höllisch genau geguckt werden. Anani erklärte uns dazu, dass keine Weberin mehrere Stunden hintereinander arbeiten kann, das würde für die Augen zu anstrengend. Man arbeitet eine Weile und tut dann etwas anderes.

Ja, und das ist der Wollkorb, den die Weberinnen neben sich hatten - und aus diesem Wollkorb habe ich zwei Knäuel Alpaka-Lace gefischt, die eigentlich gar nicht zum Verkauf gedacht waren, aber Anani hat die Weberinnen überredet, mir die Wolle zu überlassen. (Selbstredend habe ich auch von den herrlichen Webwaren etwas gekauft!)



Es sind insgesamt 350 Gramm. Ich weiß noch nicht, was ich damit machen werde, denn die Wolle ist ausgesprochen unausgewogen und "drillert" ganz gewaltig. Vielleicht stricke ich eine Stola daraus; wenn die etwas schrägelt, macht es nix.



Südamerika wird mich wiedersehen. Auch LaPaz ist eine phantastische Stadt, das Hochland von Bolivien überwältigend schön. Hier noch ein Bild von Ernst bei einer Bootsfahrt bei Sonnenaufgang auf dem Titicacasee. Wie man sieht, trägt er eine echte Andenmütze - er hat sogar zwei davon; die erste, die hier nicht zu sehen ist, hat ihm eine Marktfrau auf dem Sonntagsmarkt in Chinchero angepasst.
Das Bild ist leider nicht so gut, es ist ein Handyfoto.

Wohnsitze





annarinnschad [at] gmx [dot] de

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