Mittwoch, 2. April 2014

Wie der Reißverschluss in die Tasche kommt

In meiner dritten Tasche ist nur ein einziger Schlips verarbeitet, dafür aber ein besonders schöner. Den habe ich mal für mich selbst gekauft, aber nie getragen, jedenfalls nicht als Schlips. Nun trage ich ihn als Tasche.

Nach gefühlten siebenunddreißig Versuchen von "try and error" habe ich mich entschieden, die einzelnen Arbeitsschritte zu fotografieren, damit es das nächste Mal schneller geht. Vielleicht kann ich ja auch einer anderen Taschennäherin damit helfen.

Also, das ist der Taschenrohling, sozusagen. Der Oberstoff besteht aus einem Stück schwarzem Samt. Ich habe den Schlips schon appliziert (das schmale Ende wird später abgeschnitten - ich weiß noch nicht wie lang, deshalb habe ich es erst mal hängen gelassen). Der mit Vlieseline verstärkte Futterstoff ist in zwei Teilen am Oberstoff angenäht. Die beiden Reißverschlussbänder habe ich mitgefasst. Das ist schon der erste potentielle Stolperstein: Darauf achten, dass der Reißverschluss so zwischen den Stofflagen liegt, dass bei umgekrempelter Tasche die Zähnchen (gemeint ist die "rechte Seite" des Reißverschlusses) nach oben zeigen.



Der Zipper wird auf den Reißverschluss aufgeschoben. Dabei ist es nützlich, wenn man eine Reißverschlusshälfte einen Tacken länger gelassen hat als die andere. Ein Zentimeter reicht.



Den Reißverschluss ein Stückweit schließen (Achtung - nicht so weit, dass der Zipper vorne wieder herausflutscht!). Die Tasche zurückkrempeln und so falten, dass der Oberstoff rechts auf rechts liegt. Das Futter fortlaufend rechts auf rechts legen und feststecken. Die Nahtzugaben beider Stoffe und die Reißverschlussbänder - also alles, was im Weg ist - in den Oberstoff kippen. Etwas unterhalb des Reißverschlusses die Aufhängeschlaufe (an der später das Trageband hängen soll) gefaltet zwischen die beiden Lagen des Oberstoffs stecken. Darauf achten, dass die Schlaufe in die Tasche hineinzeigt, also bei umgekrempelter Tasche dann später nach außen. Wenn das ein bisschen viel Gefalte und Gestecke ist, kann man die Schlaufe auch vorab auf einer Seite des Oberstoffs provisorisch festnähen - dann muss man nicht so viele Sachen gleichzeitig im Blick haben ;o).

Das Weiße auf dem Foto ist die Vlieseline auf dem Futterstoff: Die linken Stoffseiten liegen oben, bei Oberstoff und bei Futter.



Die Seitennähte von Oberstoff und Futter fortlaufend schließen, dabei die Schlaufe mitfassen. Die Bodennaht der Futtertasche schließen. Nahtzugaben zurückschneiden. An den Taschenböden von Oberstoff und Futter in gleicher Weise die Ecken abnähen und zurückschneiden.



Die Tasche umkrempeln.
Achtung: Jetzt den Reißverschluss auf keinen Fall ganz zumachen. Wenn der Zipper nämlich abgezogen wird, bekommt man ihn nie sauber wieder drauf.
Den Reißverschluss fast komplett schließen, damit man die Stofflagen sauber aufeinander hat - wenn sich an dieser Stelle nämlich etwas verschiebt, geht der Reißverschluss später nicht ordentlich zu. Dann die Tasche wieder zurückkrempeln. Nun die Futtertasche an der noch offenen Seite zustecken, dabei die Nahtzugaben und das Reißverschlussband wieder in Richtung Oberstoff streichen. Den Oberstoff erst mal noch nicht zustecken, sondern von der Seite her reinfassen, so dass man an den Zipper kommt, und den Reißverschluss wieder öffnen. Jetzt kann auch der Oberstoff zugesteckt werden. Dabei wieder die Aufhängeschlaufe mitfassen wie gehabt.
Die Seitennaht schließen bis auf einen Durchgriff an der Seite der Futtertasche.
(Und jetzt wissen wir auch, warum der Reißverschluss dabei offen sein muss: Wenn er zu ist, kommen wir durch den Durchgriff nicht mehr an den Zipper ran, weil er zum Oberstoff hin zeigt!)

Die Tasche durch den Durchgriff hindurchziehen, die Futtertasche glatt streichen und den Durchgriff von rechts schließen. In Nähanleitungen wird meist empfohlen, das von Hand "überwendlich" zuzunähen. Ich steppe ganz normal ab, sogar mit kontrastierendem Garn - falls ich später noch mal etwas an der Tasche ändern will, kann ich die Naht dann leicht wieder öffnen. Man sieht sie ja nicht, wenn das Futter in die Tasche gekippt ist.



Das Futter in die Tasche drücken und mit den Fingerspitzen alle Ecken sorgfältig herausdrücken. Damit ist die Tasche fertig bis auf den Schulterriemen. Wenn ich noch ein ausreichendes Stück schwarzen Samt finde, nähe ich daraus das Trageband - wenn nicht, nehme ich wieder Gurtband und mache es mit Schlüsselringen an der Tasche fest.
Das Verschlussteil links ist übrigens ein Hosenträger-"Beißer". Ich benutze für meine Taschen nur Reste und Sachen, die ich ohnehin im Haus habe; wie zum Beispiel auch die alten Schlipse für meine vorherige Tasche. Die Hosenträgerschließe ist natürlich nur Dekoration. Sie ist an der Rückseite der Tasche befestigt. Bei geschlossener Tasche "beißt" sie in ein Stück Gurtband auf der Vorderseite.
Die Tasche ist 23 x 27 cm groß - also nett klein. Natürlich wäre ein separates Handytäschchen eine schöne Ergänzung dazu, vielleicht mache ich das noch, wenn ich passende Stoffreste finde.

Wohnsitze





annarinnschad [at] gmx [dot] de

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