Samstag, 1. Oktober 2011

Hoppelpoppel!

Meine jüngere Tochter (21) wünscht sich fetzige Beinstulpen, die sowohl zu Converse-Tretern als auch zu ihren neuen Stiefelchen passen sollen. Das erste Paar war schnell gestrickt: Ein gut abgehangenes Knäuel Regia Handdyed in der Farbe Azurit wanderte in die Maschine und binnen zwei Tagen waren die Stulpen fertig. 3:1 Rippen, 100 Maschen Anschlag und von Hand zusammengenäht. Damit die Stulpen nicht runterrutschen, wurde oben noch ein Gumiband eingezogen und zur Verzierung gab es selbstgefilzte blaue Wollbällchen.



Hoppelpoppel Nr. 2 ist auch schon in Arbeit. Diesmal etwas elaborierter:



Diese Wolle ist handgesponnen. Tochter wünschte sich ein farbneutrales Garn, aber eines, das man nicht zu kaufen bekommt. Naturgraue Merino, 2fach gezwirnt, ist die Grundlage. In einen der beiden Fäden wurden bunte Böbbel aus einem Rest Corriedale-Kammzug eingesponnen, und zwar jeweils eine Faserlänge (was ganz schön lang ist!). Nach dem Einspinnen habe ich in die bunte Partie jeweils einen Knoten gemacht. (In Pluckyfluffs "Intertwined"-Buch ist diese Technik als "Knotty Little Slubs" beschrieben.) Ich war überrascht, wie schön die bunten Nöppchen beim Stricken herauskommen. Bisher gibt es nur eine Maschenprobe, aber die sieht toll aus. Ich glaube, für mich brauch ich auch mal so eine Wolle, obwohl ich keine Beinstulpen trage.


Das Wollschaf will wissen:

Hast Du schon mal einen Strickauftrag bekommen – von wem auch immer? Wie lief Dein erster Auftrag ab?


Vielen Dank an
Angela für die heutige Frage!

In den Achtzigern, als die Handstrickerei so heftig boomte, habe ich ein paarmal für ein Wollgeschäft in Gießen (wo ich damals wohnte) gestrickt. Es gab pro Strickauftrag - immer Pullover - 100 Mark, was eine ganze Menge Geld war. Einen dieser Strickaufträge habe ich zurückgegeben. Es war ein Fledermauspulli in einem Zopf-Flechtmuster aus reiner Seide, und ich musste in jeder Hinreihe eine Unmenge von Zopf-Verkreuzungen stricken. Als der Pulli knapp zur Hälfte fertig war, bin ich in den Laden gegangen, habe der Inhaberin das Strickzeug gezeigt und kundgetan, dass ich nicht innerhalb der vereinbarten Frist (immer 4 Wochen Strickzeit) fertig werden würde, und wenn ich noch so fleißig strickte. Es war einfach unmöglich: Für eine einzige Reihe brauchte ich eine Dreiviertelstunde, obwohl ich eine flotte Strickerin bin! Die Inhaberin hat zu meiner großen Erleichterung das Ganze wieder an sich genommen. Wegen der Bezahlung haben wir uns irgendwie geeinigt; ich weiß nicht mehr wie. Überhaupt bin ich mit diesen Strickaufträgen sehr gut zurechtgekommen. Der Laden existiert heute leider nicht mehr.

Später habe ich noch ein paar private Aufträge angenommen - für eine Kollegin und vor ein paar Jahren für eine entfernte Verwandte. Heute stricke ich nicht mehr gegen Bezahlung, sondern nur noch im Tausch gegen etwas anderes. Solche Tauschgeschäfte kommen übers Spinnforum hin und wieder zustande und ich war unterm Strick immer sehr zufrieden. Einmal habe ich einen wunderschönen handgefärbten Kammzug für ein paar Stricksocken bekommen, einmal zwei Designerketten für ein "In The Pink"-Tuch - und demnächst läuft wieder ein "Swap" mit Socken gegen Kammzug, zu dem ich mich wieder angemeldet habe.

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