Mittwoch, 12. November 2014

Schöne und weniger schöne Aufträge

Ich darf noch immer Stulpen stricken, für liebe Mitmenschen, die auch gern welche haben wollen. Und ich mache es immer noch so gerne, dass ich am liebsten gar nichts anderes stricken würde.

Diese sind für eine liebe Forenfreundin, die ich seit vielen Jahren aus mehreren Schreibforen kenne:



An meiner eigenen Hand gezeigt, was gut ging, denn meine Freundin hat die gleichen Handmaße wie ich. Die Stulpen sind inzwischen schon verschickt. Blautöne wollte meine Freundin haben, und das Vögelchen findet sich ebenfalls in Susan Anderson-Freeds Mustersammlung und heißt dort "Cardinal".
Wie schon im letzten Post erwähnt, sind Anderson-Freeds Original-Handschuhe etwas anders aufgebaut als meine. Sie benutzt für die Bündchen "corrugated ribs" und sieht durchgemusterte Finger vor, und die lettische Flechtborte findet sich in ihren Vorlagen gar nicht. Ich mag sie zur Musterbegrenzung gern und kann sie inzwischen auch gut stricken. Die Borte besteht aus vier Reihen; die erste und die letzte sind jeweils glatt rechts in alternierenden Farben gestrickt; die zwei mittleren links, wobei man den jeweils nicht benutzten Faden nicht hinter, sondern vor der Arbeit mitführt. Das korrekte und gleichmäßige Mitführen ergibt dann das Flechtmuster vor dem Gestrick. Man hat nach der ersten Linksreihe total verdröselte Fäden, die man aber nicht aufdröselt, denn in der zweiten Linksreihe dreht man die Fäden in die umgekehrte Richtung und entdröselt sie dabei wieder. Ich habe schon ganze Pullover mit diesen Flechtborten gesehen - sicher keine leichte Sache, die Fäden über eine Pulloverbreite zu verdrehen.

Mittlerweile habe ich die nächsten Autragsstulpen auf den Nadeln und für zwei weitere Paare liegt die Wolle schon bereit. Leider habe ich aber auch noch etwas anderes zu stricken, was mir - sagen wir's ruhig, denn die Auftraggeberin liest mit Sicherheit nicht hier mit - so gar keinen Spaß macht. Es handelt sich um eine Trachtenjacke für einen Mann. Der Auftrag geht wohl zurück auf meinen Besuch in einer Kinderchorgruppe; das war im Frühherbst. Die Kinder übten ein Spinnerinnenlied ein und die Chorleiterin hat mich damals gebeten, einen kleinen Vortrag über den Brauch der Spinnstube oder Lichtstube in alter Zeit zu halten. Es hat mir große Freude gemacht und die Kinder waren sehr interessiert und aufmerksam. Nun hatte dieser Besuch aber die Spätfolge, dass ich einige Wochen später eine ziemlich zerfledderte Wolljacke ins Haus gebracht bekam, und zwar von der Chorleiterin. Die Jacke gehörte ihrem Vater, der sie in den letzten zwanzig Jahren unzählige Male getragen und ziemlich durchgewetzt hat. Mein Auftrag ist, die Jacke möglichst exakt nachzustricken.

Da ich die Originaljacke nur wenige Tage behalten durfte, habe ich sie möglichst exakt gemessen. Für eine Männergröße ist sie erstaunlich schmal, obwohl der Besitzer ein "Einsachtziger" ist. Er ist allerdings extrem dünn. Die Jacke ist im Taillenbereich ganze 50 cm breit. Noch erstaunlicher fand ich allerdings das Gewicht. Die Originaljacke wog mehr als 1,1 Kilogramm. Was wohl an der Strickart lag; es war einfach Krausgestrick und so fest wie ein Brett.

Im Oktober bekam ich die Wolle dazu per Post geschickt - darauf habe ich bestanden, da ich mit Wolle dieser Machart nie umgehe und die Verantwortung nicht übernehmen wollte, sie selbst zu kaufen - und konnte beginnen. Die Wolle hat Aranstärke (200 Meter auf 100 Gramm), ich stricke mit Nadeln 3,5 und ebenfalls ziemlich fest. Spaß macht es nicht; die Wolle ist furchtbar hart und sperrig, obendrein so verunreinigt, dass ich beim Stricken ständig das Gefühl habe, Staub in die Augen zu bekommen. Macht keinen Spaß! Hier ist das Angestrickte:



Wie man sieht, nicht gerade fetzig, aber ich habe das Rückenteil inzwischen fertig und das erste Vorderteil begonnen. Wie ich das Ganze zusammennähe, weiß ich noch nicht, vielleicht mit Sockengarn in der passenden Farbe, denn mit dem dicken Originalgarn möchte ich nicht nähen. Man wird sehen. Bis Weihnachten soll das Teil fertig sein und wird es wohl auch; ich wäre schon viel weiter, wenn mich diese Strickerei nicht so anöden würde. Aber es geht schon, Zwischendurch kann ich ja immer wieder zu meinen geliebten Handschuhen zurück.

Wohnsitze





annarinnschad [at] gmx [dot] de

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