Neues Konzept ...

Ich hatte mich halb und halb entschlossen, diesen Blog zu schließen. Mein anderer, der Schreibblog, ist ja schon seit Jahren zu und auch in diesem schreibe ich anscheinend immer seltener; ob überhaupt jemand darin liest, weiß ich auch nicht und kann es nicht mal mehr nachprüfen, weil mein Blogcounter deaktiviert wurde und ich wenig Lust verspüre, mir einen neuen zu suchen. Ich hatte sogar die Meldung "Geschlossen" schon online.

Dass ich nun doch wieder öffne und sogar entschieden habe, dass ich öfter hier schreiben muss, sehr viel öfter sogar, liegt daran, dass ich mein Blog in Zukunft anders nutzen möchte. Ich habe hier ein schönes Ausstellungsfenster, aber es ist eigentlich überflüssig, weil ich mein Zeug bei Ravelry ausstelle. Die paar Sachen, die dort nicht hingehören, Genähtes und anderweitig Geselbertes, könnte ich genauso gut auf Facebook präsentieren, wenn ich unbedingt will. Was ich aber andererseits brauche, ist ein persönliches Fenster, eine Art Motivationsthread.

In den letzten Wochen habe ich mehrfach Wolle umgeschichtet, auf der Suche nach bestimmten Garnen und Resten, weil ich ich ein paar Sachen für das Wanderpaket machen wollte. Nicht nur Wollstränge und eine fast unübersehbare Menge Fasern liegen in Kisten und Körben, ich habe auch Unmengen von Stoff, Knöpfen, Borten und Färbemittel; ich habe Unmengen von Anleitungsbüchern und jedes erdenkliche Arbeitsgerät, das ich für meine Pläne brauche. Und ich habe auch die Zeit. Was ich anscheinend nicht habe, ist ein vernünftiger Plan, oder warum habe ich heute schon wieder Wolle gekauft? Tja!

Andere Frauen in meiner Situation - ich sehe das oft - fangen dann an zu verkaufen, zu "destashen" oder gegen anderes zu tauschen. Der Nutzen solcher Maßnahmen ist zweifelhaft, weil es meistens darauf hinausläuft, dass man nicht weniger Material hat, bloß anderes. Und der bloße Austausch der Materials ist ja keine Lösung, das gleicht dem berühmten Umschichten der Aktenberge in den Ämtern. Alles, was ich gebunkert habe, ist irgendwann mal ein neuer Schatz gewesen. Und für beinahe alles habe ich irgendeinen Plan, eine Vorstellung, was ich damit machen möchte - zumindest gilt das für die fertigen Garne; die Fasern lasse ich mal außen vor.

Ich werde also hier mein persönliches Notizbuch anlegen - offline mag ich es nicht schalten; ich habe ja keine Geheimnisse drin und die Verlinkungen zu Ravelry erleichtern auch ein wenig die Suche, wenn ich etwas nachschlagen muss. Wer vorbeikommt, ist natürlich nach wie vor herzlich willkommen und darf auch gern was dazu schreiben - ich glaube kaum, dass hier mehr Leute vorbeischauen als vielleicht zwei, drei pro Monat, aber aussperren mag ich auch nicht. Ich warne aber: die Beiträge werden in Zukunft wahrscheinlich sehr viel länger werden, weil ich für mich selbst die Arbeitsschritte festhalten möchte. Hier ist kein Ausstellungsfenster mehr, sondern ein Arbeitstagebuch. :o)


Die Kreiselweste

Ich beginne mit einem Projekt, das fertig ist. Und lange hat sich das hingezogen, über Monate! Ich habe unter meinen vielen Vorlagen für Strickspitzen eine, die ich seit Erscheinen des Heftes 1991 nachstricken möchte. In dem Anleitungsheft, einem Sonderheft "Neue Mode Kunststricken", ist kein Designer genannt, aber 2013 erschien die Vorlage erneut in der Anna als Entwurf des berühmten Herbert Niebling. Die Vorlage ist wunderschön, aber ich habe für große runde Tischdecken (um eine solche geht es) keine Verwendung. Irgendwann kam mir die Idee, das Muster als Kreiselweste oder -jacke umzusetzen.
Ich stand vor zwei Problemen. Erstens war mir nicht recht klar, wie groß das Modell wird, wenn ich mit normalen Strickgarn stricke (das Original ist aus Häkelgarn Nr. 60, wird mit Nadeln 2 mm gestrickt und hat einen Durchmesser von 75 cm). Zweitens musste ich irgendwo die Armlöcher anbringen, und zwar möglichst so, dass es nicht nur zum Strickmuster, sondern auch zu meiner Körperform irgendwie passt. Da die Vorlage im Gegensatz zu anderen Kunststrickmustern große rechtsgestrickte Partien enthält, hoffte ich, was die Armlöcher angeht, einfach mal das Beste.
Mir erschien es trotzdem angezeigt, ein billiges Garn zu nehmen (das Material hat tatsächlich unterm Strich ca. 2 Euro gekostet) und ohne allzu große Hoffnung anzufangen.



Die fertige Weste wiegt 240 Gramm und wurde mit Nadel 3 mm gestrickt, Durchmesser 120 cm. Das Einfügen der Armlöcher ist sehr einfach; ich bin durch einen Tipp im Spinnforum darauf gekommen. Mithilfe des Maßbands und einer gut passenden Jacke habe ich ermittelt, wie breit ich den Rücken von Armloch zu Armloch anlegen muss. (Es waren übrigens nur 42 cm - hätte ich bei meinem taillenlosen, alles andere als elfenhaften Rumpf im Leben nicht geglaubt!). Während des Strickens habe ich immer wieder das Strickstück ausgelegt und ausgemessen. Klar ist, dass die Armlöcher in der oberen Hälfte des Kreises sein müssen, sonst hat man nachher Unmengen Material als verwurschtelten "Schalkragen" auf Schultern und Nacken hängen. Da, wo meiner Meinung nach die Armlöcher ungefähr hin müssen, habe ich den Faden abgeschnitten, mit kontrastierendem Faden eine reichliche Anzahl Maschen abgestrickt und mit dem normalen Arbeitsfaden dann wieder angefangen. Den Arbeitsfaden lässt man ein Stückweit hängen. Nach Abschluss der Arbeit kann man, wieder mithilfe einer gut passenden Jacke, die Lage und Größe der Armlöcher genau festlegen. Das mit dem Kontrastfaden gestrickte Stück wird geöffnet, auf die Nadel genommen und gleich mit Maschenstich geschlossen, wo es zu weit ist - dazu dient der hängengelassene Arbeitsfaden. Aus den verbliebenen Maschen kann man dann ein Bündchen herausstricken oder, wenn man Lust, hat, Ärmel - ich hatte keine Lust mehr.

Meine letzte Sorge, dass mir das Teil nämlich einfach nicht steht, hat sich verflüchtigt. Es ist tragbar. Hier ein Selfie aus der Umkleidekabine.



Und so sieht es von hinten aus.



Nach zwei Wochen Hängen auf meiner Schneiderbüste "Brienne" ist das Teil hinten so lang geworden, dass es bis in die Kniekehlen hängt. Aber egal. Ich werde es tragen, wann immer ich Gelegenheit habe. Ich habe auch über eine weitere Kreiselweste oder -jacke nach diesem Prinzip nachgedacht, aber die meisten Vorlagen für Tischdecken oder kreisrunde Tücher sind für meinen Geschmach zu durchbrochen, um als Kleidungsstück dienen zu können. Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück.

So, dass war nun meine erste Notiz ohne Bemühen um Leserlichkeit und knackige Kürze. Als nächstes werde ich ein Nähprojekt dokumentieren, das in der nächsten Woche fertig werden soll, und eine Woll-Tausch-Story.

Wohnsitze





annarinnschad [at] gmx [dot] de

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