Mittwoch, 9. November 2016

Stricken im Akkord

Ich war noch im Urlaub, als ich per Mail die Anfrage einer Forenfreundin bekam: sie hätte im Dezember einen Verkaufsstand bei einem Kunsthandwerkermarkt, und ob ich Lust hätte, zu ihrem eigenen Angebot ein paar schöne Stricksachen dazuzulegen? Mein erster Gedanke war - lieber nein. Erstens war die Zeit sehr kurz; ich konnte erst Anfang November mit dem Stricken beginnen und musste Ende November dann auch gleich alles verschicken. Und zweitens ist es bekanntlich so eine Sache mit dem Verkauf von Stricksachen. Beim Weihnachtsmarkt hier in Fulda entdecke ich regelmäßig handgestrickte Socken für 10 Euro - da sag ich lieber erst gar nichts dazu.

Nach etwas Überlegung habe ich dann aber doch zugesagt. Natürlich kommt in Anbetracht des engen Zeitraums - vorausgesetzt, ich will nicht nur zwei oder drei Teile hinlegen, sondern eine vernünftige Auswahl - nur Maschinengestricktes in Frage. Ich entschied mich für Rundschals in Schlauchform. Das bietet viele Vorteile: erstens ist die Passform egal, alle sind gleich groß. Zweitens kann man bei der Farb- und Musterwahl durchaus kreativ sein, denn da die meisten Leute ihre Wintergarderobe in frischem Steingrau, Aschgrau oder Mausgrau wählen, ist die Hemmschwelle für einen knallig bunten Schal jedenfalls niedriger, als wenn es um Jacken oder Pullover ginge.
Es wäre sehr reizvoll, zu jedem Loop eine passende Mütze zu stricken. Aber ich kann schon froh sein, wenn bis zum Termin eine Auswahl zusammenkommt. Für jeden Loop brauche ich gute drei Stunden: eine Stunde konzentriert an der Maschine und gute zwei Stunden auf dem Sofa zum Schließen der Nähte. Nicht gerechnet die Zeit für Planung, Lochkartenstanzen und Wollewickeln.
Als Material habe ich ausschließlich Sockenwolle gewählt. Die habe ich in großer Auswahl hier liegen (kann bei dieser Gelegenheit also gleich wieder mal den Stash kritisch mustern), sie ist zwanglos im Wolllädchen meines Vertrauens nachzukaufen, und etwaige Fragen der Kundschaft nach Wäsche und Pflege sind leicht zu beantworten. Hätte ich mehr Zeit, würde ich mich vielleicht nach einer schönen Farbauswahl in reiner Merino umsehen. Aber jetzt noch was bestellen kommt nicht in Frage, ich muss mit dem Vorhandenen zurechtkommen.

Mein Probestück, der Prototyp sozusagen, war dieser Loop:



Er wurde mit einer der Standard-Lochkarten für Brothermaschinen gearbeitet. Anschlag 168 Maschen, das sind 7 Rapporte. Der Anschlag ist unten offen, mit Kontrastgarn. Die Höhe beträgt bei allen Loops ca. 220 Maschen, je nach Muster. Dann habe ich sie ohne Abketten von der Maschine genommen, Anfang und Ende im Maschenstich geschlossen und den Schal der Länge nach zusammengenäht. Der fertige Loop ist rundherum 72 cm lang - bequeme Halsweite - und etwa 25 cm hoch. Am Hals läuft die Strickrichtung quer, was natürlich die Musterauswahl etwas einschränkt, aber die ist auch so groß genug. Ich habe eine Menge Vorlagen und bei Pinterest gibt es noch Hunderte von Lochkarten zum Abgucken.

Auf dem Fuße folgte "der Schrille" mit OpArt-Charme:



Habe Knöpfe aufgenäht, die sind aber nur im Innern des Loops festgeknotet und lassen sich auf Wunsch leicht abtrennen. Die Lochkarte habe ich vor Jahren gestanzt nach einer Vorlage aus dem Musterbuch Burda E 952 (Muster 31).

Eines der Muster von Iris Bishop, die ich besonders hoch schätze:



Der Herbstliche. Ich habe das Muster "Russian Influence" schon in meiner Gobelinweste verarbeitet, hatte die Lochkarte also noch. Blätter und Blümchen sind nach einer der schönen Blumen-Anleitungen von Lesley Stanfield (Ravelry-Link) gearbeitet - teils gestrickt und teils gehäkelt.
So ganz zufrieden bin ich nicht mit diesem Loop. Während der Arbeit an der Maschine fand ich ihn toll, weil ich nur die linke Seite sah. Von rechts erscheint er mir sehr rotlastig. Viellecht findet er trotzdem eine Liebhaberin.

Diesen behalte ich vielleicht selbst:



Die Farbstellung ist so genau "meins". Auch dieses Muster stammt von Iris Bishop und heißt "Indian influence".

Heute fertig geworden ist dieser Loop in Delfter Blau:



Iris Bishop, was sonst? "Mediterrenean influence" heißt das Muster, die Borte ist von "Indian influence" entlehnt. Hier noch mit offener Längsnaht fotografiert; inzwischen ist er fertig. Die Längsnaht kommt dann unten in der Bruchkante zu liegen und fällt nicht mehr so auf wie auf dem Bild.

Im Augenblick habe ich noch drei weitere Loops in der Warteschleife: einen mit Rosen (Lochkarte ist schon gestanzt), einen mit poppigen Margeritenblüten und einen mit Blättern. Die beiden ersten Muster habe ich bei Pinterest abgefischt, das Blättermuster wird wieder von Frau Bishop stammen. Zehn bis zwölf Loops insgesamt möchte ich fertigstellen - mit bisher fünf liege ich noch ganz gut in der Zeit. Und dann mache ich auf jeden Fall einen für mich! Mit Zebras - wieder nach Iris Bishop, ich bin zufällig auf das Muster gestoßen und möchte es unbedingt umsetzen.

Ich lerne sehr viel bei der Arbeit an diesen Stricksachen. Selbst wenn ich kein einziges Teil verkaufe, habe ich schon jetzt davon profitiert. Musterstricken klappt inzwischen locker mit links.

Wohnsitze





annarinnschad [at] gmx [dot] de

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